Wem gehört die junge Welt?
Die Junge Welt wird 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone als Wochenzeitung für die Jugend gegründet. Sie erscheint seit 1951 in der Verlag Junge Welt GmbH, die auch viele andere Zeitungen und Zeitschriften herausgibt. Seit 1952 ist die Junge Welt eine Tageszeitung, inhaltlich wird sie bis 1989 vom Zentralrat der Freien Deutschen Jugend geführt. Im Rahmen der feindlichen Übernahme der DDR werden diverse Bestandteile des Verlages abgewickelt oder gen Westen verkauft. Die Tageszeitung Junge Welt geht 1991 für eine Mark an ein Westberliner Medienhaus. Die Auflage verfällt, am 5. April 1995 erfahren die Beschäftigten morgens auf dem Weg zur Arbeit über das Radio, dass ihre Zeitung eingestellt wird.
Der Betriebsratsvorsitzende und einige andere Kolleginnen und Kollegen wollen das nicht hinnehmen, gründen die Verlag 8. Mai GmbH und kaufen von den Alteigentümern Titelrechte und Abobestand. Nur wenige Tage später kann die junge Welt weiter erscheinen. Da so gut wie kein Kapital zur Verfügung steht – und weil man mit der Zeitung auch langfristig von Parteien, Unternehmen, Kirchen und anderen Organisationen unabhängig bleiben will – wird die linke Pressegenossenschaft LPG junge Welt eG gegründet. Diese übernimmt 1998 die Mehrheit am Verlag und besitzt diesen seit 2017 fast vollständig. Die jW-Genossenschaft unterstützt den Verlag vor allem bei Investitionen und Liquiditätsengpässen. Die wichtigste Finanzierungsgrundlage der jungen Welt sind aber die Einnahmen aus Abonnements. Durch sie müssen die laufenden Kosten erwirtschaftet werden. Deshalb ist die junge Welt bis heute darauf angewiesen, ständig neue Leserinnen und Leser zu gewinnen.
Mitglied in der Genossenschaft kann jeder Mitarbeitende des Verlags und jede Leserin, jeder Leser werden. Jedes Mitglied hat eine Stimme, egal wie viele Genossenschaftsanteile sie oder er besitzt. Auf dieser ökonomischen Grundlage wird seither darum gekämpft, eine unabhängige, linke marxistische Tageszeitung im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Der Verlag organisiert darüber hinaus jährlich die Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, an der regelmäßig bis zu 3.000 Personen teilnehmen. Außerdem druckt und vertreibt er die deutschsprachige Ausgabe der Granma International im Auftrag der Zentralredaktion in Kuba. Im Moment kämpft der Verlag 8. Mai darum, die Zeitschrift Melodie & Rhythmus, ein Magazin für Gegenkultur, weiter herausgeben zu können.
Dietmar Koschmieder, Geschäftsführung Verlag 8. Mai GmbH
www.jungewelt.de/genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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