Bis später
In diesem Jahr wird wegen der Krise der Schwedischen Akademie kein Literaturnobelpreis vergeben. Statt dessen werde der Preisträger für 2018 im kommenden Jahr zusammen mit dem Preis für 2019 verkündet, teilte das Gremium am Freitag in Stockholm mit. »Wir halten es für nötig, Zeit zu investieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wieder herzustellen, bevor der nächste Preisträger verkündet werden kann«, erklärte der Interimsvorsitzende Anders Olsson.
Zu der Maßnahme habe man sich wegen der geringen Zahl der derzeit aktiven Akademiemitglieder und des verlorenen Vertrauens der Öffentlichkeit in die Akademie entschlossen. Das Gremium, das seit 1901 den Träger des Literaturnobelpreises auswählt, wird von einem Skandal um sexuelle Belästigung und Korruption erschüttert. Man sei in einer ernsten Krise, hatte die traditionsbewusste Akademie vor kurzem mitgeteilt. »Das Ansehen des Literaturnobelpreises hat großen Schaden genommen.«
18 Frauen werfen dem Kulturmanager Jean-Claude Arnault, Mann des Akademiemitglieds Katarina Frostenson, sexuelle Belästigung vor. Eine Untersuchung bestätigte »unakzeptables Verhalten in Form von unerwünschter Intimität«. Außerdem hatte Frostenson über Fördergelder für Arnaults Kulturverein mitentschieden. Mehrere Akademiemitglieder legten ihre Arbeit nieder, weil sie nicht damit einverstanden waren, wie glimpflich das Paar davonkommen sollte. In der Folge mussten Frostenson und die Vorsitzende Sara Danius ihre Posten aufgeben. Aktuell sind damit nur noch zehn der 18 Mitglieder aktiv, ein Ausscheiden aus der Akademie ist nach deren Satzung nicht möglich. Es soll nun ein Rücktrittsrecht ergänzt werden.
Die Arbeit an der Auswahl des Preisträgers sei zwar bereits weit fortgeschritten und werde in den kommenden Monaten auch weitergehen, teilte die Akademie nun mit. Man wolle aber mehr Mitglieder an der Entscheidung beteiligen und Vertrauen zurückgewinnen, bevor ein Name genannt werden könne. Die Nobelstiftung, die das Preisgeld für alle fünf Nobelpreise verwaltet, unterstütze das Vorgehen. (dpa/jW)
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