Kein Geld für Kafka
Der Verlag war zunächst mit klassenkämpferischen Schriften bekannt geworden, später galten seine historisch-kritischen Klassikereditionen als vorbildlich. Jetzt hat Stroemfeld nach fast 50 Jahren Insolvenz angemeldet. Dies bestätigte Verlagsgründer Karl-Dietrich (»KD«) Wolff am Montag in Frankfurt am Main. Den Antrag habe er vergangene Woche gestellt, sagte der 75jährige. Für die finanziellen Probleme machte er unter anderem die großen öffentlichen Bibliotheken verantwortlich, die als Abnehmer seiner Bücher weggebrochen seien. Wolff, der 1967/68 Bundesvorsitzender des Sozialistischen Studentenbundes (SDS) gewesen war, hatte den Verlag 1970 unter dem Namen »Roter Stern« gegründet. Zum großen Bestseller wurde Ende der 70er Jahre Klaus Theweleits »Männerphantasien« über das Männlichkeitsideal im Faschismus. 1975 war bereits der erste Band der Hölderlin-Edition erschienen. Die auf 25 Bände angelegte und noch nicht vollendete Kafka-Edition – die Faksimile-Ausgabe sämtlicher Romane mit Handschriften – wurde 1995 begonnen. Es sei bedauerlich, dass die Kafka-Ausgabe nicht öffentlich gefördert wurde, sagte Wolff. Nicht betroffen von der Insolvenz ist der Schweizer Ableger in Basel. (dpa/jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Man ist unter sich
vom 11.09.2018 -
Musikalische Verzweiflung
vom 11.09.2018 -
Was ist Gegenkultur?
vom 11.09.2018 -
Roboter mit Gefühl
vom 11.09.2018 -
Nachschlag: Terrorversteher
vom 11.09.2018 -
Vorschlag
vom 11.09.2018 -
Hipster im Bordell
vom 11.09.2018