Nachrichten aus Nogoarea
Von Wiglaf DrosteEins der schwersten Worte deutscher Sprache scheint der Einsilber »Nein« zu sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass es so vielen Landsleuten so schwer über die Zunge geht? Wozu sich der Mühe des offenen Widerspruchs unterziehen, wenn man sich doch viel kommoder anschließen kann. Der deutsche Kopf ist zum Frisieren und zum Nicken da, »Nein!« sagen macht nur Scherereien und »bringt ja auch nichts«, wie es dann heißt, man macht sich damit auch keine falschen Freunde, mit denen man sich doch lieber »vernetzt« als Networker.
Schnittiger ist da schon die modische Light-Version von »Nein!«, verkündet mit simulierter Entschiedenheit: »Das ist ein Nogo!« Man kann damit sogar noch einen Distinktionsgewinn im Lande Koffitogo erzielen; spricht man von »Nogoarea«, klingt das nach Weitgereistheit, nach Korea, nach Eritrea und nach Nivea.
Das einzige, das »Nein!« und »Nogo!« miteinander gemein haben, ist die Anzahl der Buchstaben; die »vier Buchstaben« sind auch ein Synonym für Popo, Pöter, Gesäß oder Arsch. Also, liebe Nogoareaner, setzt euch auf eure vier Buchstaben und lernt sprechen: »Nein!« Es ist nicht leicht, aber ihr könnt es schaffen: »Nein!« Aber nein, das wollt ihr nicht? »Nein!« ist für euch ein Nogo, sogar ein »absolutes«? Dann müsst ihr eben weiter in der Jasaghara darben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Eine befremdliche Kargheit
vom 20.09.2018 -
Digitales Crack. Teil 1
vom 20.09.2018 -
Jenseits des Gazevorhangs
vom 20.09.2018 -
Backpfeife und/oder Straßenraub
vom 20.09.2018 -
Nachschlag: Fußabtreter
vom 20.09.2018 -
Vorschlag
vom 20.09.2018