Wahre Tierrechte (11)
Von Wiglaf DrosteVon Wiglaf Droste
Die Stimmung vor dem Gatter war tatsächlich hitzig. »Was ist mit unseren Löhnen und unseren Jobs?« wehten dem Bauern ein paar Stimmen entgegen; sie gehörten zu den Leuten, die Jochen als Aushilfskräfte beschäftigte. »Das wird erledigt«, gab er entschlossen zurück. »Kommt doch in den nächsten Tagen vorbei, am besten alle zusammen, dann klären wir das. Unter uns«, betonte er.
Die ungebetenen unter den Gästen waren weniger verbindlich. »Wir wollen wissen, was hier los ist«, erregte sich ein Mann, der einen Fahrradhelm und quietschbunte Kleidung trug – wahrscheinlich, damit man ihn besser aufs Korn nehmen konnte. »Wir lassen uns doch hier nicht vergackeiern!«
»Davon verstehe ich etwas«, krähte ein Huhn, das langsam Spaß an der Sache bekam und vorwitzig wurde. »Du wirst von mir verkackeiert, solange ich will!« Selbst verblüfft über ihre plötzliche Kessheit, wich die Henne einen halben Meter zurück, während ein gutangezogener Mann im Mantel seinerseits vortrat. »Ich bin gewissermaßen zum Sprecher dieser Leute hier« – er wies jovial ins Halbrund – »bestimmt worden und frage Sie abermals und ganz offiziell: Was geht hier vor?«
Fortsetzung folgt
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