Quartier der Mörder
Von Dr. SeltsamIm Eingangsbereich des Finanzamtes Kreuzberg am Mehringdamm findet sich eine Gedenktafel. Auf ihr heißt es: »Im Januar 1919 wurden hier, in der ehemaligen Garde-Dragoner-Kaserne, regierungstreue Truppen aus Potsdam einquartiert. (…) Die in diesem Gebäude untergebrachten Truppen erstürmten am 11. Januar das besetzte Vorwärts-Gebäude in der Lindenstraße (heute Mehringplatz). Sieben Besetzer, die durch Verhandlungen eine friedliche Übergabe des Verlagsgebäudes erreichen wollten, wurden gefangengenommen und anschließend hier im Hof erschossen. Bei der Räumung des Vorwärts-Gebäudes machten die Regierungstruppen 295 Gefangene und brachten sie ebenfalls in die Kaserne und misshandelten sie schwer.«
Zur Geschichte des Vorwärts-Gebäudes findet sich eine Texttafel gegenüber vom Jüdischen Museum in der Lindenstraße, darauf auch ein Foto von der mit Artillerie zerschossenen Fassade des Hauses. Die SPD-Führung ließ lieber ihre eigene Zentrale und ihre aufständischen Genossen von der Soldateska zusammenschießen, als in Verhandlungen mit ihnen zu treten.
In der Serie Orte der Revolution
:
Dr. Seltsam erzählt von bekannten und unbekannten Orten des Revolutionsgeschehens im Berlin der Jahre 1918/19.
- 25.10.2018: Nachhaltigste Leistung
- 26.10.2018: Umstandslos erschossen
- 27.10.2018: Quartier der Mörder
- 29.10.2018: Konsequente Verlängerung
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