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Aus: Ausgabe vom 22.01.2019, Seite 3 / Schwerpunkt
Polens Linke

Hintergrund: Abrüsten oder eskalieren?

Nach dem Mord am Gdansker Bürgermeister Pawel Adamowicz diskutieren Linke, welche Folgen dieser hat. Adrian Zandberg, Kovorsitzender der Partei »Razem«, veröffentlichte am 19. Januar seinen Beitrag »Versöhnung ist nicht nötig« in der Boulevardzeitung Super Express:

»Dass wir uns streiten, ist absolut normal. Der Streit gehört zum Wesen der Demokratie. Eine nationale Einheit, aus der niemand ausbricht, gibt es nur in Nordkorea. Wir werden auch künftig nicht einer Meinung sein, wir werden Wut empfinden, uns scharf kritisieren und sauer aufeinander sein. Das ist alles in Ordnung. Aber der politische Streit muss Grenzen haben, sonst wird er zum Bürgerkrieg. Diese Grenze haben wir in Polen überschritten. (…)

Wir brauchen keine künstliche Versöhnung. Eine brüderliche Umarmung ist heute weder möglich noch nötig. Was wir brauchen, ist eine Zivilisierung des politischen Streits. Drohungen mit Gewalt bis hin zum Mord müssen ausgeschlossen werden. Es muss Schluss sein mit Erzählungen davon, das »Rudel abzustechen«, von »Verrätern« und vom Tod, der auf die Feinde des Vaterlandes warte. Wir sollten jeder in den eigenen Reihen diejenigen zum Schweigen bringen, die sich nicht unter Kontrolle haben. Nicht mehr, aber das ist schon genug zu tun.«

Auch Maciej Mikolajczyk meldete sich am 18. Januar in dem Satiremagazin NIE mit seinem Beitrag »Adamowicz, das Gottesgeschenk« zu Wort:

»Grzegorz Schetyna (Vorsitzender der »Bürgerplattform«, jW) und Genossen sollten aus der reichen Erfahrung der PiS lernen. Vor allem müssen am 13. jedes Monats Demonstrationen und Kundgebungen nach dem Vorbild der Smolensker »Monatsgedächtnisse« organisiert werden. In ihrem Verlauf sollten ununterbrochen die Tugenden von Pawel Adamowicz, sein Kampf gegen die Diktatur Jaroslaw Kaczynskis um die Rechte der Erniedrigten und Beleidigten gewürdigt werden. Die Gdansker Monatsgedächtnisse müssen mit entsprechender musikalischer und künstlerischer Begleitung stattfinden, unter patriotischen und religiösen Gesängen und im Schein der Fackeln. Zu fragen ist: Wem lag daran, dass der Mörder ungehindert auf die Bühne kam, wer hat diesen Mord in Auftrag gegeben, und wem nutzt das Verbrechen? … Wenn die Opposition es nicht schafft, den Mord an Adamowicz auszunutzen, wird Kaczynski ›bis zum Jüngsten Tag und etliche Tage länger‹ herrschen.

Worüber reiße ich hier Witze? Darüber, dass die Partei Kaczynskis sich noch als großer Lehrmeister der Opposition erweisen könnte.«

Übersetzung: Reinhard Lauterbach

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