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Aus: Ausgabe vom 12.02.2019, Seite 11 / Feuilleton
HipHop

This is America

Die Grammys – mal wieder. Wie spannend diese Veranstaltung in Wirklichkeit ist, kann man auch daran ermessen, dass eine Nichtmusikerin wie Michelle Obama den so abgeschmackten wie unfassbar blutleeren Preisverleihungszirkus am Sonntag abend in Los Angeles mit ihrem Überraschungsauftritt locker zu dominieren wusste. Erfreuliches gibt es aber ausnahmsweise auch zu berichten, denn gleich zwei Hauptpreise des Abends schnappte sich der Rapper Childish Gambino, besser bekannt unter seinem bürgerlichen Namen Donald Glover.

Das Genie Glover, 1983 in Kalifornien geboren und zu Recht mehrfach preisgekrönt, kann einfach alles: Regie führen, Drehbücher schreiben, überzeugend spielen, subtil komisch sein und bitter-ernst. Weshalb nicht wenige Serienliebhaber sehnsüchtig auf die dritte Staffel der lustig-verstrahlten, sehr wahrhaftigen Musikcomedyserie »Atlanta« warten. Die erste Staffel startete im Jahr 2016. Glover entwickelte die Idee, führt Regie und spielt eine der beiden Hauptrollen.

»Atlanta« spielt in der Rap­szene der gleichnamigen Stadt, Glover gibt darin den zwar sausympathischen, jedoch vom Leben überforderten und außerdem überaus talentfreien HipHop-Manager Earn. Und rappen kann Glover also auch noch. Da nennt er sich dann Childish Gambino und setzt sich bei den Grammys tatsächlich gegen Drakes »God’s Plan« und Kendrick Lamars und SZAs »All the Stars« durch – mit seinem Song »This is America«.

Ausgezeichnet wurde das Trap-Stück in der Kategorie »Beste Aufnahme« und in der Kategorie »Bestes Lied«, verfasst hat er es zusammen mit dem schwedischen Songschreiber Ludwig Göransson. Vor allem das Video ist große Kunst bzw. ganz großes Kino: Mit starken, angemessen gewaltvollen Metaphern über Rassismus sowie Waffen- und Polizeigewalt in den USA hatte es für reichlich Gesprächsstoff gesorgt – und natürlich für enorme Klickzahlen (zehn Millionen in 24 Stunden). Childish Gambino rappt darin über die verdammten Widersprüche eines Lebens als Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten. Mordszenen brechen sich ambivalent in der Umgebung grotesk-fröhlicher Tanzszenen. Die Bilder des Videos sagen auch: Wenigstens mit zwei Dingen können Afroamerikaner erfolgreich sein, mit brutaler Kriminalität und mit Musik. Man kann auch Gesellschaftskritik dazu sagen. (msa)

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