Scott Walker gestorben
Und wieder ist ein Großer gegangen. Dieses Mal traf es den US-amerikanisch-britischen Sänger und späteren Avantgardemusiker Scott Walker. Er verstarb am Montag mit 76 Jahren nach einer Leberkrebserkrankung, wie sein letztes Label 4AD am Montag mitteilte.
Walker kam 1943 in Hamilton im US-Bundesstaat Ohio als Noel Scott Engel zur Welt. Er war Sänger und Bassist der sehr erfolgreichen Walker Brothers, die bekannt waren für ihre super süffigen, aus heutiger Sicht ziemlich anspruchsvollen Sixties-Popballaden, für tolle Ohrwürmer wie »The Sun Ain’t Gonna Shine (Anymore)« und »Make It Easy on Yourself«, mit denen sie vor allem in Großbritannien große Erfolge feierten. Teeniestars waren sie in den mittleren ’60ern. Die Euphorie um die Band und ihre Mitglieder setzte indes dem sensiblen Scott Walker zunehmend zu, er unternahm einen Suizidversuch. 1967 trennte sich das Trio.
Danach begann Scott Walkers zweite, durchaus wechselhafte Karriere als Solokünstler. Er veröffentlichte die Reihe »Scott 1–4«, von der sich die drei ersten Alben sehr gut verkauften, alle drei schafften es in die britischen Album-Top-ten, »Scott 2« von 1968 gelangte sogar an die Spitze der Charts. Der vierte Teil der Reihe des Mannes mit dem signifikanten Bariton floppte jedoch fürchterlich und lag wie Blei in den Regalen der Plattenläden, weil Scott hier weit düsterer musizierte und sang als je zuvor.
Mit »Scott 4« war bereits der immer erratischere, experimentellere Weg eingeschlagen, den Scott Walker später bis an die Schmerzgrenze der Unhörbarkeit weitergehen sollte, auf Alben wie »Climate of Hunter« (1983), »Tilt« (1995) oder »The Drift« (2006). Dass er damit seine letzten älteren Popfans verlor, war ihm egal. Und er gewann ja zum Beispiel mit Marc Almond oder Jarvis Cocker auch ein paar wirklich interessante Musiker als Fans hinzu, solche nämlich, die die avancierte Sperrigkeit seiner Kunstsongs zu schätzen wussten, obwohl nicht anzunehmen ist, dass sie die späten Platten Scott Walkers mit dem elegischen Jaulgesang bereits zum Frühstück hörten.
»Mit großer Trauer geben wir den Tod von Scott Walker bekannt«, teilte das Label mit. »Ein halbes Jahrhundert lang hat das Genie des Mannes … das Leben von Tausenden bereichert, zuerst als einer von drei Walker Brothers und später als Solokünstler, Produzent und Komponist von kompromissloser Originalität.« (msa)
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