Judith Kerr gestorben
»Humor«, sagte Judith Kerr mal, »das ist für mich eine Lebenseinstellung«. In ihrem Klassiker »Ein Tiger kommt zum Tee« (1968) werden die kleine Sophie und ihre Mutter zur nachmittäglichen »Tea Time« von einem Tiger überrascht. Der benimmt sich ausnehmend höflich, frisst Kühl- und Vorratsschrank leer und trinkt auch noch die Wasserleitung aus. Am nächsten Tag wird vorsichtshalber eine große Dose Tigerfutter gekauft, aber der Tiger, heißt es auf der letzten Seite, kam nicht wieder. Drei Jahre nach dem von Kerr auch brillant illustrierten Buch erschien ihr Kinder- und Jugendroman mit autobiographischen Zügen »Als Hitler das rosa Kaninchen stahl« über Anna, die auf der Flucht ihr Kuscheltier vermisst. Kerr war mit ihrer jüdischen Familie 1933 im Alter von neun Jahren aus Berlin geflohen. Ihr Vater war der legendäre Theaterkritiker Alfred Kerr (1867–1948), dessen Bücher von den Nazis verbrannt wurden. Seit 1936 lebte Judith Kerr in London. Sie studierte Kunst, wurde BBC-Redakteurin, schrieb später auch eine Kinderbuchserie über den exzentrischen Kater »Mog«. Ihre Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt und weltweit neun Millionen Mal verkauft. Nun ist sie im Alter von 95 Jahren gestorben, wie ihr britischer Verlag Harper Collins am Donnerstag mitteilte. (jW)
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