Wiener Wende
Beunruhigende Neuigkeiten erreichen uns aus der Theatermetropole Wien. Dort wurde am Freitag vormittag der scheidende Intendant des Schauspiels Dortmund, Kay Voges , von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) als neuer Leiter des Volkstheaters zur Saison 2020/21 vorgestellt. Voges gilt als das, was man in der heutigen Theaterszene einen »experimentierfreudigen Innovator« nennt. In Dortmund bot er in den vergangenen neun Jahren reichlich belangloses digitales Spektakel, was Publikum und Kritik gleichermaßen gefiel. Sein größter Coup: Die zeitgleiche Inszenierung von »Die Parallelwelt« (2018) in Dortmund und am Berliner Ensemble. Mehrgleisig fuhr Voges auch bei der Jobsuche, brachte er sich doch in Interviews recht aggressiv sowohl für den Wiener Posten als auch für die Berliner Volksbühne ins Gespräch. Am Freitag kündigte er an, in der österreichischen Hauptstadt eine »Factory für Theaterkunst in ästhetischer und politischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart« aufbauen zu wollen.
Üben darf er im Dezember schon einmal unter dem neuen Burgtheater-Direktor Martin Kusej, für den Voges Alexander Kerlins »Dies irae – Tag des Zorns« auf die Bühne bringt. Kusej beginnt seine erste Wiener Spielzeit am 12. September mit einer Euripides-Inszenierung des momentan ebenfalls schwer gehypten Ulrich Rasche (»Die Bakchen«). Der Intendant hatte sich seit 2011 am Bayrischen Staatsschauspiel in München ausgezeichnet, indem er etwa die Regisseurinnen Anne Lenk und Mateja Koleznik förderte, die momentan auffälligsten Vertreterinnen eines genau beobachtenden Schauspielertheaters. Lenk inszeniert »an der Burg« im September Sally Potters »The Party«. Den Rest des Auftaktprogramms gestaltet der Chef weitgehend selbst: Aus München bringt Kusej vier eigene Inszenierungen sowie 14 Schauspieler mit. (jW)
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