Deutlich mehr Fälle von Polizeigewalt
Berlin. In Deutschland kommt mutmaßlich rechtswidrige Polizeigewalt deutlich häufiger vor als bisher bekannt. Das ergeben Forschungen der Universität Bochum, über die das ARD-Politikmagazin »Kontraste« und Der Spiegel gemeinsam berichten. Das meldete tagesschau.de am Freitag abend vorab. Demnach gibt es jährlich mindestens 12.000 mutmaßlich rechtswidrige Übergriffe durch Polizeibeamte – und damit deutlich mehr als angezeigt.
»Nach unseren bisherigen Befunden kann man davon ausgehen, dass das Dunkelfeld mehr als fünfmal so groß ist wie das Hellfeld, das wir in der Statistik sehen«, sagt der Kriminologe Tobias Singelnstein von der Uni Bochum gegenüber »Kontraste« und Spiegel.
Bislang waren pro Jahr mindestens 2.000 mutmaßlich rechtswidrige Übergriffe durch Polizeibeamte, die von den Staatsanwaltschaften bearbeitet werden, bekannt. Nur selten werden die Vorfälle strafrechtlich geahndet: Weniger als zwei Prozent der Ermittlungsfälle münden in ein Gerichtsverfahren. Meist stehe das Wort der Betroffenen gegen das der Beamten, weshalb die Staatsanwaltschaften bei Anzeigen wegen Körperverletzung im Amt selten Anklage erheben, sagt der für die Studie verantwortliche Kriminologe Singelnstein: »Oft herrscht das Verständnis vor: Die Polizei macht keine Fehler, und wenn doch, dann klärt man das besser leise intern.« (jW)
Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Irmela Mensah-Schramm: Abenteuerlich gut abgesprochen Als Betroffene eines unberechtigten, zudem gewalttätigen Polizeiübergriffs am 27. Mai 2018 in Berlin, wobei ich grundlos (!) angegriffen und in Handschellen gelegt wurde (mit 73 Jahren, insgesamt fünf...
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