Preiswürdig
Was braucht die Welt am wenigsten, fragt man sich routiniert im Hause Springer und findet wie immer zielsicher die richtige Antwort: noch einen Musikpreis. Denn kaum sind der »Echo« gefällt und die »Hype-Awards« an die Wand gefahren, braucht es wieder neuen Schwachsinn, am besten aus Bordmitteln bestückt. Deshalb präsentieren die Kuschelrockspezialisten vom deutschen Rolling Sto ne nun die »International Music Awards« (IMA). International ist an denen natürlich nichts außer die harten Euros, die okaye bis dusselige ausländische Künstler wie Rufus Wainwright, Joan Wasser, Charli XCX, Adam Green und Liam Gallagher hoffentlich zuhauf dafür bekommen, ihren Namen für die Jury herzugeben. Der deutsche Weichspülrapper Cro, die Quotenschwarze Joy Denalane und Benjamin von Stuckrad-Barre, der einzige C-Prominente, den die deutsche Rolling-Stone-Redaktion je hervorgebracht hat, machen die illustre Runde voll. Ob Herbert Grönemeyer, Campino und die Beatles ihre Nichtberücksichtigung verwinden werden?
»Wir wollen Künstlerinnen und Künstler auszeichnen, die mit ihrer Musik für Innovationen und Wagemut, Haltung und Engagement stehen, aber auch den Sound, die Technik und die Perspektiven von morgen prägen«, behauptet Chefredakteur Sebastian Zabel und muss wahrscheinlich selbst lachen. Nach dem Cover seiner Postille zu urteilen, dürften Led Zeppelin, Johnny Cash und der sieche Carlos Santana die besten Chancen haben. Die erste IMA-Verleihung findet am 22. November in der Berliner Verti Music Hall statt. (pm)
Mehr aus: Feuilleton
-
Keller mit Kroko
vom 28.08.2019 -
Kelling, Busse, Rosenberg
vom 28.08.2019 -
»Guck mal, ich hab’ Gänse«
vom 28.08.2019 -
Der braune Rote. Zur Geschichte des beliebtesten österreichischen Weines
vom 28.08.2019 -
Rotlicht: Mietendeckel
vom 28.08.2019 -
Nachschlag: Deutschland in der Rezession
vom 28.08.2019 -
Vorschlag
vom 28.08.2019