Verdrängte Designgeschichte
In heutigen Filmen, die vorgeben, DDR-Wohnungen zu zeigen, halten sich die Eingeborenen zwischen Blümchen- oder Streifentapeten auf und sind von »Gelsenkirchener Barock« umgeben. Knapp waren in Wirklichkeit ab den 70er Jahren Raufasertapeten. Spricht Angela Merkel über 100 Jahre Bauhaus, hört sich das an, als sei sie einem dieser Streifen entsprungen. Am 7. September in ihrer Rede in Dessau: Das Bauhaus sei ein Leuchtturm gewesen, »in einer Vielzahl von Geschmacklosigkeiten, von denen wir in der DDR umgeben waren«. Die DDR – eine Ornamentwüste. Der Designhistoriker Walter Scheiffele legt nun das Buch »Ostmoderne – Westmoderne« vor, in dem er u. a. Parallelen zwischen Entwürfen für Montagemöbel in der BRD und der DDR nachgeht. Am kommenden Dienstag stellt er es in Berlin vor. Mit dabei ist Rudolf Horn, der die Entwicklung des für DDR-Neubauwohnungen konzipierten »Möbelprogramms Deutsche Werkstätten« an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle in den 60er Jahren leitete: 5. November, 19 Uhr, Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Oranienstr. 25, 10999 Berlin. (jW)
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