Hintergrund
Seit dem 8. September gibt es im Sudan eine »zivile« Regierung, die zahlreiche Probleme zu bewältigen hat. Das Land ist international hoch verschuldet, und die Wirtschaft liegt am Boden, hinzu kamen jüngst Zerstörungen durch Flutkatastrophen und der Ausbruch einer Choleraepidemie.
Ungeachtet dessen beteiligen sich die Sudanesische Armee (SAF) und mit ihr die seit der Verfassungserklärung inkorporierten paramilitärischen Einheiten der Schnellen Unterstützungskräfte (RSF) an den Kriegen im Jemen und in Libyen. 2015 hatte sich Omar Al-Baschir dazu bereit erklärt, in die von Saudi-Arabien angeführte Allianz im Krieg gegen die Ansarollah im Jemen einzusteigen. Er hoffte damals auf finanzielle Unterstützung aus den Golfstaaten für die angeschlagene Wirtschaft im Sudan. Riad und noch mehr die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) erkannten aber das für sie zukunftsträchtigere Potential des Kommandeurs der RSF, Mohammed Hamdan »Hemedti« Daglo. Wie es bei Al-Dschasira im Juli hieß, könne Daglo, falls er nicht gestoppt werde, seine Söldnermiliz zu einem gewaltigen Kriegsunternehmen ausweiten, als Klient und unter dem Schutz von Mohammed bin Sajed, dem mächtigen Kronprinzen des VAE-Scheichtums Abu Dhabi.
Am 25. Juli berichtete das unabhängige sudanesische Nachrichtenportal Radio Dabanga aus zuverlässigen Quellen, dass ein erstes Kontingent von 1.000 Soldaten der RSF Libyen erreicht habe. Diese sollten die libyschen Ölanlagen schützen, damit sich die Truppen des abtrünnigen Generals Khalifa Haftar auf ihren Angriff auf die Hauptstadt Tripolis konzentrieren könnten. Weitere 3.000 Soldaten sollten in den Monaten danach folgen.
Am 4. November berichtete das Portal davon, dass der militärische Sprecher der Ansarollah, Jahja Sari, zwei Tage zuvor in Jemens Hauptstadt Sanaa auf einer Pressekonferenz den Verlust auf sudanesischer Seite seit Teilnahme am Krieg 2015 auf 4.253 tote Soldaten beziffert habe. Der Sprecher der SAF, Amer Al-Hasan, wies diese Zahlen als »haltlos« zurück. Zudem bekräftigte er, dass jüngste Angaben des Middle East Monitor, denen zufolge sich die 10.000 sudanesischen Soldaten aus dem Jemen zurückziehen würden, »unzutreffend« seien. Statt dessen erklärte er, dass die SAF »an allen Fronten im Jemen stationiert« seien und ihr Aufenthaltsort »nicht offengelegt« werden könne. Kritik am Vorgehen der Armee ist aus Khartum nicht zu erwarten. Das Militär sicherte sich in der Verfassungserklärung die Posten des Innen- und Verteidigungsministers.(si)
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