75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 14.07.2020, Seite 10 / Feuilleton
Denkmaldebatte

Von bis – alles drin

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) reagiert auf die Proteste gegen das berühmte Bismarck-Denkmal der Hansestadt. Mit einem künstlerischen Wettbewerb solle eine Gegenposition zu der verklärenden Statue gesetzt werden, sagte Brosda laut dpa am Montag: »Ich glaube, eine Tafel, in der wir erklären, das war Bismarck, ist zu wenig«, so der Senator: »Wir brauchen etwas, was alle, die das Denkmal sehen, jenseits des ›Ich erkläre euch das mal‹ – anspricht. Da kann ich mir viel vorstellen: Von radikalen Gegenpositionen, die diesem heroischen Gigantismus eine ironische Brechung entgegensetzen – bis hin zu digitalen Applikationen.«

Bismarck (1815–1898) war von 1871 bis 1890 Reichskanzler. Sein Denkmal im Alten Elbpark oberhalb der Landungsbrücken ist mit 34,3 Metern Gesamthöhe weltweit das größte seiner Art. Seit Anfang des Jahres wird es saniert. Vor einer Woche hatten die Initiativen »Intervention Bismarck-Denkmal Hamburg« und »Decolonize Bismarck« gegen die Arbeiten demonstriert und dabei u. a. auf die Rolle des Politikers bei der Ausrichtung der Berliner »Kongokonferenz« 1884/85 verwiesen, bei der westliche Mächte den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Auch Bismarcks antidemokratische, antisozialistische und bellizistische Politik wird immer wieder problematisiert. Bei der Demonstration war ebenfalls ein künstlerischer Wettbewerb gefordert worden, um es in ein »entheroisierendes Gegendenkmal« umzuwandeln.

»Das Denkmal gehört zu unserer Geschichte«, meinte Brosda. Ziel sei es, diesen künstlerischen Prozess parallel zu den Sanierungsmaßnahmen zu verfolgen und nicht nacheinander. »Nicht nach dem Muster: Erst machen wir ihn ein bisschen hübsch und wenn er dann wieder steht, fangen wir an, darüber nachzudenken.«(dpa/jW)

Mehr aus: Feuilleton