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Aus: Ausgabe vom 28.09.2020, Seite 11 / Feuilleton

Einheit in Einfalt

Filmregisseur Andreas Dresen ist für sein »bürgerschaftliches Engagement« mit dem Theodor-Heuss-Preis geehrt worden. Der 57jährige erhielt die Auszeichnung für seine »ehrlichen und kraftvollen Geschichten aus Ostdeutschland für ein gesamtdeutsches Publikum«, hieß es bei einer Feierstunde am Sonnabend in Stuttgart. Dresen trage mit Filmen wie »Gundermann« zur »Einheit in Vielfalt« bei. Die Filmbiographie über den DDR-Liedermacher und Baggerfahrer Gerhard Gundermann (1955–1998) wird am Mittwoch um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt – in voller Länge. Dafür werden sogar die »Tagesthemen« verschoben. Das wäre kaum denkbar, würde der Film seinem Helden einigermaßen gerecht. »Unter den Tisch fällt das eigentliche Thema Gundermanns: die Tragödie des Kommunisten, der in den Kapitalismus geworfen ist«, schrieb Felix Bartels zum Kinostart in dieser Zeitung. »Der wirtschaftliche Ausverkauf, die Kulturvernichtung, die Demütigung und Unterwerfung, die gewaltige Landnahme durchs Kapital, das die Menschen bis ins Innerste deformiert – alles, was Menschen von heute beschämen, ihre Annahme, in der überlegenen Epoche zu leben, irritieren könnte, kommt nicht vor, und damit wird der Film selbst zum Akt der Unterwerfung.« (jW vom 23.8.2018) Sehr viel differenzierter erinnert Grit Lemkes Dokumentarfilm »Gundermann Revier« (2019) an den Liedermacher. Da geht es auch um unerfüllte Hoffnungen, an die zum 30. Jahrestag des Endes der DDR zu erinnern wäre. Lemkes Film läuft selbstverständlich nicht im Hauptprogramm, wird aber in kleinen Kinos in Anwesenheit der Regisseurin und weiterer Akteure gezeigt, heute in Neubrandenburg und am kommenden Sonntag in Witzenhausen. (jW)

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