Von Mao zu Mohammed
Der schwedische Schriftsteller Jan Myrdal ist tot. Er starb am Freitag vormittag im Alter von 93 Jahren, wie die Jan-Myrdal-Gesellschaft bestätigte. Myrdal wurde am 19. Juli 1927 in Stockholm geboren und erlebte seinen Durchbruch 1963 mit dem Buch »Bericht aus einem chinesischen Dorf« über seine Reisen in die Volksrepublik China, mit deren Politik er sich solidarisierte.
Während ihm seine Reisebücher auch bald international zu Ruhm verhalfen, schrieb er parallel als Kolumnist für verschiedene schwedische Zeitungen. Anfang der 70er Jahre gründete er die linksradikale Zeitschrift Folket i Bild. Myrdal engagierte sich gegen den Vietnamkrieg und gegen Atomwaffen, geißelte den Eurozentrismus und verteidigte die VR China auch in späteren Jahren. Seine Fehlurteile waren zugleich grotesk: So zeigte er Sympathien für die kambodschanischen Roten Khmer und den albanischen Staats- und Parteichef Enver Hoxha; in späteren Jahren verteidigte er Erscheinungsformen des politischen Islam, kritisierte Karikaturen des Propheten Mohammed als nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und engagierte sich für den Holocaustleugner Robert Faurisson.
Seine sensiblen und persönlichen Schriften wurden viel gelobt und übersetzt, besondere Bedeutung haben die Bücher über seine Kindheit und Jugend als Sohn der beiden späteren Nobelpreisträger Alva Myrdal (Frieden, 1982) und Gunnar Myrdal (Wirtschaft, 1974). Literarischen Ruhm habe er nicht gesucht, vielmehr politische Wirkung für eine bessere Welt, schrieb die frühere Vorsitzende der Myrdal-Gesellschaft, Cecilia Cervin, in einem Nachruf. (dpa/jW)
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