75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
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Aus: Ausgabe vom 24.12.2020, Seite 16 / Aktion
Rückblick 2020

Herausforderungen gemeistert

Trotz Corona und Krise: junge Welt hält auch 2020 Kurs
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Hoch die junge Welt. Einige Aktionsplakate aus dem aktuellen Jahr

Liebe jW-Leserinnen und -Leser,

es war 2020 eine große Kraftanstrengung, eine marxistisch orientierte Tageszeitung gegen die immer ungehemmteren kapitalistischen Ausbeutungsbedingungen und die damit einhergehende Rechtsentwicklung zu behaupten. Die Existenz der jungen Welt zu feiern, hätte es in diesem Jahr zwei große Anlässe gegeben: 25 Jahre Verlag 8. Mai und 25 Jahre Genossenschaft LPG junge Welt eG. Das bedeutet: Ein Vierteljahrhundert der Imperialismuskritik, und dazu gehört für uns der Kampf gegen die Delegitimierung der DDR, die Betonung der Errungenschaften der Arbeiterklasse und die Pflege des Erbes von Marx, ­Engels, Lenin, Liebknecht und Luxemburg.

Notwendig: Kollektiv arbeiten

Ein wesentliches Element unserer 25jährigen Entwicklung liegt in der kollektiven Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in Redaktion und Verlag, sie war und ist überlebenswichtig. Aber gerade das Herangehen im Kollektiv wird durch die Coronapandemie äußerst auf die Probe gestellt. Etwa, weil nicht alle Kolleginnen und Kollegen in den Verlags- und Redaktionsräumen arbeiten und Beratungen nur unter Beschränkungen stattfinden können. Letztlich ist es der Coronaalltag selbst, der uns allen enorm viel Kraft abverlangt. Es hakt schließlich an einigen Ecken. Und gelegentlich fällt das auch in der Zeitung auf. Im großen und ganzen haben wir die Herausforderungen jedoch gut gemeistert und konnten es erneut schaffen, die junge Welt weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zu den meisten Zeitungsverlagen gab es bei uns keine Kurzarbeit, wir haben den Umfang des Blatts auch nicht reduzieren müssen. Konsequenz: Das ohnehin kleine Team aus Redaktion und Verlag hatte reichlich zu tun.

Einige Einbußen gab es in der Arbeit vor Ort, vor allem in der des Aktionsbüros. Die Buchmessen fanden nicht statt, Veranstaltungen wie das UZ-Pressefest oder das TFF-Festival in Rudolstadt wurden abgesagt. Dort hätten wir erfahrungsgemäß viele Zeitungen verteilen und neue Leserinnen und Leser gewinnen können. Auch die erfolgreiche Arbeit mit unseren Unterstützern und Leserinitiativen musste eingeschränkt werden, es konnten daher zum Beispiel am 1. Mai statt 100.000 Exemplaren nur wenige hundert verteilt werden.

In Teilen gelang es uns durchaus, die Arbeit an sich und Werbemaßnahmen an die neuen Gegebenheiten anzupassen. So ist es uns im Frühjahr mit der schnellen Umstellung der Probeaboaktion gelungen, viele neue Leserinnen und Leser zu erreichen, die erstmals mit der jungen Welt in Kontakt kamen und sie für sich entdeckten. Erfreulich – wenn eine Probeaboaktion zum Jahresbeginn erfolgreich läuft, dann tragen die Ergebnisse über das ganze Jahr Früchte.

Eine Erfahrung, die sich in diesem Jahr bestätigte, ist, dass sich die Linke in Zeit von Krise, Krieg und zunehmendem Irrationalismus neu sortiert. Einige verlassen den gemeinsamen Weg, gleichzeitig finden neue Leser und Mitstreiter den Weg zur jungen Welt. Die übergroße Mehrheit der Leserinnen und Leser ist dankbar, dass jW auch in diesen stürmischen Zeiten klaren Kurs hält.

Besondere Publikationen

Neben der Tageszeitung junge Welt und dem Kulturmagazin Melodie & Rhythmus erscheinen im Verlag 8. Mai ausgewählte Bücher, Broschüren, Kalender, CDs und DVDs. Im Frühjahr, pünktlich zur abgesagten Leipziger Buchmesse, erschien Carlos Gomes’ Buch »Lenin lebt. Seine Denkmäler in Deutschland«. Gewöhnlich präsentieren wir ein neues Buch in der jW-Ladengalerie. Pandemiebedingt wurde kurzfristig unsere erste reine Onlinebuchvorstellung daraus. Weitere digitale Formate entstanden: die Ausstellungsführungen mit Andreas Wessel, jW-Autor und Kurator der jW-Kunstedition (siehe junge Welt-Youtube-Kanal). Als die Frankfurter Buchmesse ebenfalls abgesagt wurde, konnten wir an vier Abenden in Folge spannende Buchvorstellungen unter dem Titel »jW-Lesewoche« anbieten, in der auch unsere aktuellste Buchedition präsentiert wurde: die erste Komplettveröffentlichung von Lea Grundigs »Elfteiligem Bildzyklus zum Manifest der Kommunistischen Partei«.

Die gemachten Erfahrungen mit Onlineveranstaltungen helfen uns aktuell bei der Planung der kommenden Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 9. Januar 2021. Sie wird nur im Livestream auf jungewelt.de/rlk zu verfolgen sein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Absprachen mit den Referenten, die live zugeschaltet werden, gehören dabei ebenso dazu wie die technischen Vorbereitungen mit dem Filmteam.

Klarer Kurs

Auch wenn wir dieses Jahr gut gemeistert haben, bleibt es eine große Herausforderung, jeden Tag eine Tageszeitung herauszugeben und das »Gesamtkunstwerk« junge Welt am Laufen zu halten. Neben klarem Kurs und kollektivem Arbeiten von Redaktion und Verlag unter schwierigen Bedingungen sind es vor allem die Leserinnen und Leser dieser Zeitung sowie die Mitglieder der Genossenschaft, die den Bestand der jW sichern. Ohne deren Unterstützung wäre das Erscheinen dieser Zeitung nicht möglich.

Wir haben in diesem schwierigen Jahr einmal mehr bewiesen, dass die gedruckte Tageszeitung stark nachgefragt wird. Dennoch zerfallen die Printmedienlandschaft und die dazugehörige Infrastruktur weiter. Die gedruckte Tageszeitung ist in unseren Augen ein wichtiges Kulturgut, für dessen Erhalt wir uns einsetzen – bei gleichzeitiger Weiterentwicklung des Onlineangebots. Wir schaffen dies nur als Solidarprojekt. Mit jedem neuen Leser und jedem neuen Abo steigt die Wirksamkeit und Relevanz der jungen Welt. In Zeiten der zunehmenden Irrationalität und im Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse ist sie das tägliche Gegengift.

Schließlich möchten wir uns, liebe Leserin und lieber Leser, an dieser Stelle herzlich für Ihre Unterstützung bedanken und Sie bitten, in unserem Kampf für eine bessere Zukunft und eine bessere Zeitung nicht nachzulassen.

Andreas Hüllinghorst und Jonas Pohle, Verlagsleitung

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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