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Aus: Ausgabe vom 27.03.2021, Seite 16 / Aktion
100. Geburtstag

Was bleibt?

Wie wir Erich Fried vor der Wirklichkeit des bürgerlichen Feuilletons retten
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Erich Fried

Was bleibt? Diese Frage stellte sich der Lyriker Erich Fried in einem späten Gedicht, bevor er 1988 starb. Gegenwärtig, kurz vor seinem 100. Geburtstag im Mai dieses Jahres, findet man in den bundesdeutschen Feuilletons vor allem ein Büchlein besprochen, das aus acht Briefen des Österreichers Fried und ebenso vielen des Neonazis Michael Kühnen eine »deutsche Freundschaft« herbeifabuliert. Ist es das, was vom scharfen Gesellschaftskritiker und großartigen dialektischen Denker, dem wortgewaltigen Kämpfer gegen alte wie neue Nazis und Impulsgeber nicht nur für die Friedensbewegung in Erinnerung bleiben soll – das Reden mit einem Faschisten und bestenfalls noch ein paar Liebesgedichte?

Melodie & Rhythmus und junge Welt wollen Erich Fried vor dieser Wirklichkeit des bürgerlichen Feuilletons retten: Mit einer hochkarätig besetzten Veranstaltung soll an den dezidiert linken Sprachkünstler erinnert werden. Geplant war sie im traditionsreichen Kino Babylon in Berlin-Mitte, eine Durchführung dort ist allerdings unter gegebenen Coronabedingungen nicht möglich. Da diese Veranstaltung aber politisch dringend geboten bleibt, wollen die Veranstalter keineswegs auf sie verzichten. Unterstützt von den geladenen Gästen und einer sehr interessierten Leserschaft, wird sie nun als Livestreamveranstaltung durchgeführt, die von zu Hause aus frei zugänglich miterlebt werden kann. Eröffnet wird der Reigen am Samstag, den 8. Mai, mit Dokumentarfilmen mit und über Erich Fried – mit zum Teil bisher unveröffentlichtem Filmmaterial. Zum Gespräch sind die Filmemacher eingeladen. Gegen 20 Uhr findet dann die Erich-Fried-Gala statt, in welcher der Dichter zu Wort kommt (vorgetragen etwa von Rolf Becker, Claudia Hahm und Konstantin Wecker), Wegbegleiter wie der Pianist Chris Jarrett werden über ihre Erfahrungen berichten, und die Liedermacherin Barbara Thalheim trägt, unterstützt von einem Jazztrio, Ausschnitte aus ihrem Fried-Programm vor. Erich Frieds jüngster Sohn, der Filmemacher Klaus Fried, und die Verlegerin Susanne Schüssler von Frieds Hausverlag Wagenbach werden an diesem Abend ebenfalls an den politischen Erich Fried erinnern.

Für M&R und jW ist die Veranstaltung eine große Herausforderung: Sie sollte durch Eintrittskarten finanziert werden – dies ist nun nicht möglich. Jetzt sind die Veranstalter darauf angewiesen, dass möglichst viele dieses Projekt mit einer Spende oder mit dem Kauf einer Solieintrittskarte unterstützen. Die Einnahmen werden zur Deckung der Kosten benötigt, der Livestream wird aber frei zugänglich sein. Damit die Veranstaltung ein deutliches kulturpolitisches Signal setzen kann, ist es zudem notwendig, dass mit ihr möglichst viele Menschen erreicht werden. Die Leserinnen und Leser dieser Zeitung werden deshalb gebeten, zum einen eine Unterstützerkarte zu erwerben und zum anderen an der Veranstaltung selbst teilzunehmen und andere dazu einzuladen.

Aktion und Kommunikation

Weitere Informationen sowie Unterstützer­kartenbestellungen: jungewelt.de/erich-fried.
Über diesen Link kann am 8. Mai 2021 auch der Livestream mitverfolgt werden

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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