Sinnbild Tennisplatz
War Toilettenpapier das Sinnbild des ersten Shutdowns, so kann jetzt der Tennisplatz als Zeichen der desolaten Lage des allgemeinen Sports gelten. Neulich war im »Mittagsmagazin« des ZDF zu besichtigen, wie die Freizeitsportler »in Weiß« darben. Berichtet wurde über einen Tennisverein irgendwo in Rheinland-Pfalz. Ein Vater durfte seinem Sohnemann auf einem der Freiluftcourts ein paar Bälle zuspielen, weil beide demselben Haushalt angehören. Ein abseitsstehender Mann war zum Zuschauen verurteilt, weil in seinen vier Wänden leider niemand das Racket schwingt. »Ich könnte allein ein paar Aufschläge üben«, sagte er resigniert – und verspürte keinerlei Lust für die Soloübung.
Man halte sich das vor Augen: Ein Tennisplatz misst fast 24 Meter in der Länge und ist über acht Meter breit. Trotzdem ist strengstens untersagt, dass zwei Leute, die nicht im selben Haushalt wohnen, auf dieser beachtlichen Fläche unter freiem Himmel die Filzkugel fliegen lassen. Wer erlässt derlei Verfügungen? Wahrscheinlich Menschen, die keinerlei Ahnung von Sport haben. Oder solche, die jedwede Vernunft ausgeschaltet haben und im Namen der Pandemiebekämpfung alles und jedes unwidersprochen mit Verboten belegen dürfen. Dieselben Leute würden wahrscheinlich genausowenig erlauben, dass sich zwei Akteure den Ball draußen auf einem Volleyballfeld übers Netz zuspielen.
Wie mit den Normalsportlern teilweise umgesprungen wird, spottet jeder Beschreibung. Die Rede ist nicht von Judoka, Ringern oder Boxern, sondern von kontaktlosen Sportarten mit natürlichen Abständen als ihrem Wesensmerkmal. Es ist unangemessen, unerhört und an der Grenze zur Idiotie, zwei Leute an der frischen Luft nicht auf den Court zu lassen! (am)
Mehr aus: Sport
-
Es braucht mehr als Plakate
vom 28.04.2021 -
Kirmesschrott
vom 28.04.2021