Deutsche Bank setzt auf Ausland
Zum Abschied vom Chefposten der Deutschen Bank hat Hilmar Kopper dem Institut am Dienstag noch mehr Gewinn und eine noch stärkere internationale Ausrichtung verordnet. Vor der Amtsübergabe an Nachfolger Rolf Breuer auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main äußerte sich Kopper zuversichtlich, daß Europas größter Bankkonzern seinen Ertrag 1997 nochmals steigern werde. Im ersten Quartal wuchs das Ergebnis vor Steuern um 28 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark. »Das bestätigt unsere Einschätzung, daß das laufende Geschäftsjahr gut verläuft«, freute sich Kopper.
In reiner Größe sieht die Deutsche Bank ohnehin nicht mehr ihr einziges Erfolgsrezept. Wichtiger scheint die Präsenz auf zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern und in wachstumsstarken Regionen wie Nordamerika und Asien. Der deutsche Markt hingegen wird nach den Worten Koppers immer enger, das klassische Geschäft mit Krediten und Spareinlagen verliere an Bedeutung. »Unser Geschäft ist so international wie nie zuvor«, bilanzierte Kopper. Auch in Zukunft müsse das Institut seine Position jenseits der deutschen Grenzen ausbauen. Von herausragender Bedeutung sei dabei das Investmentbanking, also das noch stark von US-Instituten beherrschte Geschäft mit Wertpapieren und Unternehmensbeteiligungen. »Wenn die Deutsche Bank stark bleiben und stärker werden will, auch ertragsstärker, hat sie keine andere Wahl, als ihr Engagement im Investmentbanking auszubauen«, so Kopper. Noch verursacht das Investmentbanking der Deutschen Bank aber hohe Kosten und einigen Imageschaden. Auslöser war der eine Milliarde Mark teure Fondsskandal der Investmenttochter Deutsche Morgan Grenfell vergangenes Jahr in London. Auch die Rolle der Deutschen Bank beim Versuch der Totalübernahme von Thyssen durch Krupp-Hoesch - ein klassisches Feld für Investmentbanker - wurde von kritischen Aktionären gerügt. Kopper verteidigte das Verhalten des Konzerns bei allen wirtschaftspolitischen Entscheidungen.
ddpADN/AFP/AP/jW
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