Da ist er wieder
Von Michael SaagerWolf Biermann übergibt sich. Darf man so einen Text über die notorische, exlinke Jammergestalt beginnen? Aber ja. Der Mann hat Dinge getan, etwa Dylan-Songs in kitschig-klapperndes Biermann-Deutsch übertragen (Wiglaf Droste). Von seinem glühenden Hass auf die (ehemalige) DDR müssen wir an dieser Stelle gar nicht wieder anfangen. Kennt man alles. Will man nicht mehr lesen. Wenn man freilich, so wie irgendein hergelaufener CDU-Politiker, dessen Name uns prompt auch nicht einfallen will, der Meinung ist, Biermann habe »mit seinen Gedichten und Liedern diese Stadt, ihre Wunden, ihre Kraft, ihren Geist wie kein anderer besungen«, mag der Besuch der Berliner Staatsbibliothek nun erst recht lohnend erscheinen, denn gerade wanderten Archiv und Tagebücher des 84jährigen Barden ebendahin. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist sehr stolz auf ihren Coup und kündigte für Dienstag, den 13. Juli, eine »feierliche Übergabe« an. Biermann selbst wird es sich nicht nehmen lassen, dort zu singen und Gedichte vorzutragen, was vorherzusehen war. Die Stiftung weiß: »Mit seinen politischen Essays regte er im wiedervereinigten Deutschland wichtige Debatten an.« Welche waren das noch gleich?
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