Erhellung der Künste
Jost Hermand ist tot. Der Kultur- und Literaturwissenschaftler starb am 9. Oktober 2021 in Madison, Wisconsin, wie jW am Montag aus dem Freundeskreis erfuhr. Der am 11. April 1930 in Kassel geborene Hermand wurde 91 Jahre alt. Nach seinem Studium in Marburg und der germanistischen Promotion 1955 zog es ihn an der Seite seines Mentors, dem Kunsthistoriker Richard Hamann, in die DDR. Dort arbeiteten sie an der großen Buchreihe »Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus« (Akademie-Verlag, 1959–1975). Diese erregte das Misstrauen mancher SED-Kader, weshalb Hermand 1957 des Landes verwiesen wurde. Er ging in die USA, wo er eine Professur an der University of Wisconsin – Madison übernahm und dennoch seiner linken Haltung treu blieb. Sein Verfahren beschrieb Jürgen Pelzer in dieser Zeitung so: »Hermand geht es stets um die Erfassung des kulturgeschichtlichen Ganzen, die wechselseitige Erhellung der Künste und deren gesellschaftliche Reflexion.« Hermand arbeitete u. a. zur Vormärzliteratur und zu Brecht, in den 80er Jahren erschien sein Hauptwerk, eine zweibändige Kulturgeschichte der Bundesrepublik. Ab derselben Zeit widmete er sich dem »Brennpunkt Ökologie«, so der Titel einer Aufsatzsammlung von 2020. (jW)
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