Albright: Nahost-Prozeß vor Zusammenbruch
Die Außenministerin der USA, Madeleine Albright, hat vor einem Zusammenbruch des Nahost-Friedensprozesses gewarnt und implizit mit dem Ende der Vermittlungsbemühungen ihrer Regierung gedroht. Auf einer Konferenz der Vorsitzenden der jüdischen Organisationen in den USA sagte sie nach Angaben der israelischen Zeitung Maariv vom Sonntag, wenn Israel und die Palästinenser sich nicht über den US-Plan zur Wiederbelebung des Friedensprozesses einigten, »werden sie alleine zurechtkommen müssen«. In der Rangelei um den überfälligen Truppenrückzug aus dem Westjordanland forderten die Palästinenser die US-Regierung auf, ihren diesbezüglichen Plan zu veröffentlichen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte auf der wöchentlichen Ministerratssitzung, seine Ablehnung sei unverändert. Israelische Soldaten verletzten im Westjordanland sechs palästinensischen Demonstranten. US-Vermittler Dennis Ross wollte am Sonntag erneut mit Netanjahu und anschließend mit dem palästinensischen Präsidenten Arafat sprechen. Zu den Aussichten, einen Kompromiß zu erreichen, äußerte sich Ross »sehr pessimistisch«, wie Maariv unter Berufung auf Diplomaten berichtete. Der US-Vermittler verhandelte seit Freitag abwechselnd mit beiden Seiten über Möglichkeiten, den Nahost-Friedensprozeß aus der Sackgasse zu bringen. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat sagte, solange der US-Plan in der Schublade bleibe, sei an einen Kompromiß nicht zu denken. Netanjahu will eine Veröffentlichung des Plans, der seiner Meinung nach die israelische Sicherheit gefährdet, verhindern. Erakat wertete die Chancen als gering, mit Israel eine Einigung über einen Baustopp der jüdischen Siedlungen und den in den Autonomieabkommen vereinbarten Rückzug aus 90 Prozent des Westjordanlands zu erzielen. Bislang erfolgte der Rückzug aus einem knappen Drittel dieser Gebiete. Die USA fordern Medienberichten zufolge einen Abzug Israels aus weiteren 13,1 Prozent des Westjordanlands, was Israel jedoch strikt ablehnt. Nach Zeitungsberichten könnte Netanjahu den USA aber entgegenkommen und einen Abzug aus bis zu elf Prozent der Gebiete vorschlagen. Bislang hat er weniger als zehn Prozent als Obergrenze genannt. (AFP/AP/jW)
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