VW kappt Nachtschichten am Hauptsitz

Wolfsburg. Die Lieferkrise bei Mikrochips und weiteren wichtigen Elektronikbauteilen zwingt Volkswagen ab Mitte April voraussichtlich zur Streichung nahezu sämtlicher Nachtschichten am Stammsitz Wolfsburg. Das wurde am Freitag internen Firmeninformationen zufolge in einer Sitzung der Arbeitszeitkommission deutlich. Demnach dürfte in der größten Autofabrik der Welt in der Zeit nach den Osterfeiertagen vorerst nur noch auf einer Montagelinie auch nachts gearbeitet werden – überall sonst greift dann wohl ein Zwei- statt ein Dreischichtbetrieb.
Hintergrund ist der Teilemangel bei Halbleitern. Dieser führt seit Monaten in der gesamten Industrie zu Versorgungsengpässen und blockiert insbesondere in der Fahrzeugbranche Produktion und Auslieferungen. Bei VW ist von einer »dramatischen Unterauslastung des Stammwerks« die Rede, die jetzt spürbare Folgen für das Schichtsystem habe. Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagte dazu: »Unsere Kolleginnen und Kollegen können nichts dafür, dass die Auftragsbücher überquellen, wir aber wegen des Halbleitermangels nicht auf die nötigen Stückzahlen kommen.« Sollten die Nachtschichten inklusive der entsprechenden Zuschläge wegfallen, habe die Belegschaft Anspruch auf einen Ausgleich für den Gehaltsverlust.
Der nach Toyota zweitgrößte Autohersteller der Welt musste 2021 Absatzrückgänge wegstecken. Die Auslieferungen der Kernmarke VW Pkw sanken um 8,1 Prozent, für die gesamte VW-Gruppe ging es um 4,5 Prozent abwärts. Besonders am Stammsitz Wolfsburg waren die Produktionseinbußen groß. Am Ende bedeuteten die weniger als 400.000 gefertigten Wagen etwa eine Stückzahl wie zuletzt 1958. (dpa/jW)
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