Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 26.03.2022, Seite 11 / Feuilleton
Kulturpolitik

Systemische Störung

Nach heftigen Auseinandersetzungen in der Führung des deutschen PEN-Zentrums liegt für das komplette Präsidium ein Abwahlantrag vor. Über die erst im Oktober eingesetzte Spitzenriege unter dem zum Präsidenten gewählten Journalisten Deniz Yücel soll eine Mitgliederversammlung der Schriftstellervereinigung im Mai in Gotha entscheiden. Nach PEN-Angaben reicht eine einfache Mehrheit für den Antrag aus.

In dem der dpa in Berlin vorliegenden Antrag ist von »rüpelhaften Beleidigungen, der Frontstellung zwischen ›jüngeren‹ und ›älteren‹ Mitgliedern und Mobbingversuchen an zwei Mitgliedern des Vorstands« die Rede. Zudem herrsche seit der Neuwahl »ein harscher Ton gegenüber der Geschäftsstelle mitsamt Beleidigungen«. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen umfassenden Mailwechsel im Präsidium, der dpa ebenfalls vorliegt. Die zwei Dutzend Antragsteller sehen ein in der Mitgliederschaft geäußertes »Erschrecken über den Umgangsstil« und »eine tiefgreifende, systemische Störung des Anstands und der Würde unserer Schriftstellervereinigung«.

Von Seiten des PEN-Zenrtum hieß es, es gebe »auch sehr viele Mitglieder, die Deniz Yücel den Rücken stärken«. Der am Mailwechsel beteiligte Yücel selbst wollte sich im Gespräch mit der dpa nicht zu den Vorwürfen äußern. Zuletzt hatten mit Gert Heidenreich, Christoph Hein, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske fünf ehemalige Präsidenten des PEN-Zentrums den Rücktritt Yücels gefordert. Begründet wurde das damit, dass sich Yücel während des Literaturfestivals Lit.Cologne für eine Flugverbotszone in der Ukraine und damit für ein direktes militärisches Eingreifen der NATO ausgesprochen habe. Mit den Äußerungen habe er seine Befugnisse überschritten und gegen die Charta des Internationalen PEN verstoßen. Yücel bezeichnete sein Statement als Meinungsäußerung. (dpa/jW)

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