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Aus: Ausgabe vom 16.05.2022, Seite 10 / Feuilleton
Kulturpolitik

Tote Hose mental gesund

Rocksänger Campino (59) hat angesichts des Ukraine-Krieges ein Gefühl, »als ob die Welt über uns zusammenstürzt« und stellt daher alte Grundsätze auf den Prüfstand. Etwa die Frage nach dem Dienst an der Waffe: »Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun«, sagte der Frontmann der Band Die Toten Hosen im Interview der Deutschen Presseagentur in Berlin. »Gerade lernen wir doch eindrücklich, warum eine Identität als Europäer so wichtig ist und warum wir eine Wertegemeinschaft sein müssen«, sagte der Musiker mit dem bürgerlichen Namen Andreas Frege, der sich politisch als Wähler bei den Grünen verortet. »Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun. Wir können es uns nicht leisten, völlig wehrlos gegenüber Despoten zu sein, wie Putin einer ist, der alte Machtfantasien auslebt. So einen Mann kann man nur stoppen, wenn er auch Respekt vor der Gegenseite hat.« Der Sänger gab zu, wegen der Weltlage ratlos zu sein, betonte aber auch: »Wir alle dürfen uns Verunsicherung erlauben. Selbst die gescheitesten Leute können uns derzeit kein Rezept geben, wie es weitergeht.« Sein Auftrag als Musiker sei aber klar: »Trotz der gesellschaftlich angespannten Lage ist es aber wichtig, dass wir Menschen uns selbst auch eine mentale Gesundheit erhalten, Glücksmomente finden«, sagte Campino.(dpa/jW)

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