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Aus: Ausgabe vom 02.06.2022, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Drohnenterror gegen Rojava

Auch wenn es noch kein grünes Licht des NATO-Kriegsbündnisses oder von russischer Seite für einen als Schaffung einer »Schutzzone« getarnten erneuten Einmarsch der Türkei in Nordsyrien gibt, findet dort seit Jahren schon ein Krieg niederer Intensität gegen die Zivilbevölkerung statt.

Trotz des seit Oktober 2019 gültigen Deeskalations- und Waffenstillstandsabkommens greift Ankara im Schulterschluss mit dschihadistischen Söldnern die auch als Rojava bekannte Selbstverwaltungsregion von Nord- und Ostsyrien an. Während Artillerieangriffe auf die Zivilbevölkerung dort mittlerweile zum Alltag gehören, äußert sich der Krieg niedriger Intensität vermehrt auch durch den Einsatz von Drohnen, die das Gebiet überfliegen und auch angreifen. In diesem Jahr sind bereits über 40 türkische Drohnenangriffe gezählt worden, wie die kurdische Nachrichtenagentur ANF am Mittwoch berichtete. Während Artillerieangriffe aus der Türkei oder den bereits türkisch besetzten syrischen Territorien erfolgen, sind die türkischen Drohnen im von den USA und Russland kontrollierten Luftraum von Syrien unbehelligt unterwegs.

Am Mittwoch morgen wurde ein gynäkologisches Zentrum in der Stadt Tel Rifat in der Region Scheba von einer mit Sprengstoff geladenen sogenannten Kamikazedrohne angegriffen. Der Angriff verursachte erheblichen Schaden, die Wand der Klinik wurde durchschlagen und Behandlungsräume zerstört. Soweit bekannt ist, wurde niemand verletzt. Dieser Drohnenangriff war bereits der siebte auf Tel Rifat in diesem Jahr. Ebenfalls am Mittwoch beschoss türkische Artillerie eine Zementfabrik im Dorf Abu Netune im Westen der Stadt Ain Issa. Nach Angaben der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK) wurde die Region Scheba im Mai 4.855 Mal beschossen, darunter von 4.638 Artilleriegranaten und 522 Panzergranaten. Das Gebiet war im vergangenen Monat auch Ziel von drei Drohnenangriffen.

Damit will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Bevölkerung zermürben und vertreiben. In den Gebieten, die von der »Schutzzone« betroffen wären, gibt es 15 Städte und Gemeinden, in denen ungefähr 2,5 Millionen Menschen leben. Die Bevölkerung ist vielfältig, es leben dort Kurden, Araber, christliche Assyrer und Armenier, Jesiden und Turkmenen und andere ethnische und religiöse Gruppen. (ae)

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