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Aus: Ausgabe vom 04.07.2022, Seite 10 / Feuilleton
Literaturpolitik

Nicht nachgedacht

Schriftsteller Joochen Laabs hat die Gründung des PEN Berlin scharf kritisiert. In Deutschland »ad hoc« einen neuen PEN zu bilden, sei ein Ausdruck von »Unüberlegtheit und mangelndem Verantwortungsbewusstsein«, sagte der ehemalige Generalsekretär des Deutschen PEN-Zentrums (Ost) der dpa am Sonntag. Er habe sich im Verbund mit der überwiegenden Mehrheit der PEN-Mitglieder in Ost und West in den 90er Jahren mit aller Kraft für einen gemeinsamen deutschen PEN eingesetzt, der dann 1998 zustande kam, sagte Laabs. Eine Teilung des Verbandes sei nicht zu akzeptieren.

Nach den Querelen bei der Schriftstellervereinigung PEN war am 10. Juni ein neuer Verband PEN Berlin gegründet worden. Rund 150 Mitglieder wählten den Journalisten Deniz Yücel und die Schriftstellerin Eva Menasse an die Spitze des Verbandes. Yücel war zuvor einige Monate lang Präsident des PEN-Zentrums Deutschland. Dort war er nach heftigen Auseinandersetzungen zwar im Mai bestätigt worden, hatte das Amt aber dann niedergelegt.

Laabs sprach sich nicht grundsätzlich gegen eine Erneuerung der Autorenvereinigung aus. »Eine, die auf eine abermalige, wie auch immer geartete Teilung hinausläuft, jedoch ist unverantwortlich.« Das lehne er entschieden ab, sagte der Schriftsteller, der am Sonntag seinen 85. Geburtstag feierte. Der ehemalige Cottbuser Straßenbahnfahrer, der in Berlin und Mecklenburg lebt, arbeitete in der DDR bis zur Entlassung der gesamten Redaktion 1978 als Redakteur bei der Literaturzeitschrift Temperamente. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Erzählungen und Romane. Von 1993 bis 1998 war er Generalsekretär des Deutschen PEN-Zentrums (Ost) und 1998 bis 2001 Vizepräsident des PEN-Zentrums Deutschland. (dpa/jW)

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