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Aus: Ausgabe vom 08.08.2022, Seite 10 / Feuilleton
Klassik

Bayreuth ist böse

Einen solchen Proteststurm haben die Richard-Wagner-Festspiele zuletzt selten erlebt: Die Neuproduktion des »Rings des Nibelungen« wird am Freitag abend nach der Premiere der »Götterdämmerung« von weiten Teilen des Publikums minutenlang niedergebuht. Als das Team um Regisseur Valentin Schwarz sich den Zuschauern zeigt, erfolgt heftiger Protest.

Vier Opernabende lang hat Schwarz versucht, dem Publikum seine Sicht auf Wagners Figuren nahezubringen. Doch die »Götterdämmerung« wird zu einem Desaster. Über 15 »Ring«-Stunden hat sich im Publikum eine Wut angestaut, die sich brüllend entlädt, als Schwarz auf die Bühne tritt. Der Österreicher scheint vor seinem eigenen, überaus ambitionierten Regiekonzept mit cooler Serienästhetik und einer erzählerischen Metaebene zur bereits eh komplizierten Personenkonstellation zu kapitulieren. Seine Interpretation des Mords an Siegfried und der Rückkehr des Goldes zu den Rheinschwestern gerät erstaunlich konventionell und streckenweise langatmig. Dahin ist der schnörkellose, moderne Ansatz, der die ersten drei Teile noch ausgezeichnet hat. Erzählstränge laufen ins Leere, Filmreferenzen, etwa an den Thriller »Sieben«, bleiben ohne Anbindung. Die »Götterdämmerung« endet in Beliebigkeit.

Auch die Musik lässt zu wünschen übrig: Cornelius Meister, der kurz vor dem Start des »Rings« für Pietari Inkinen am Pult eingesprungen war, wird für sein lautes, oft rücksichtsloses Dirigat ebenso ausgebuht wie die bisweilen schlingernde Iréne Theorin als Brünnhilde. Die stärksten Leistungen zeigen die Bösewichte: Albert Dohmen als Hagen und Michael Kupfer-Radecky als ein an Trash-TV-Größe Robert Geiss angelehnter Gunther. (dpa/jW)

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