Ein paar Seiten
Ein Geschworenengremium im US-Bundesstaat New York hat am Donnerstag wie erwartet Anklage gegen den Mann erhoben, der für das Messerattentat auf den Schriftsteller Salman Rushdie verantwortlich gemacht wird. Wie die Staatsanwaltschaft im Verwaltungsbezirk Chautauqua am selben Tag mitteilte, wird der 24jährige Hadi Matar des versuchten Mordes zweiten Grades und der Körperverletzung beschuldigt. Sein Anwalt plädierte anschließend bei einer Gerichtsanhörung erneut auf nicht schuldig. Matar bleibt bis auf weiteres in Haft. Er war unmittelbar nach dem Angriff auf Rushdie am vorigen Freitag während einer Literaturveranstaltung in Chautauqua festgenommen worden. Der britisch-indische Autor wurde durch die Messerstiche schwer verletzt und musste notoperiert werden. Mittlerweile befindet sich der 75jährige auf dem Weg der Besserung.
Die Motive des Anschlags sind weiterhin unklar. Nach Angaben seiner Mutter hatte sich Matar während eines Besuchs im Libanon radikalisiert. Von einer Reise in ihr Geburtsland sei ihr Sohn 2018 »wesensverändert« zurückgekehrt und habe sich zusehends auf seinen schiitisch-islamischen Glauben zurückbezogen, zitierte die New York Times die Frau am Mittwoch. Hadi Matar selbst sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der New York Post, Rushdie habe »den Islam angegriffen«. Er habe »ein paar Seiten« von Rushdies Roman »Die satanischen Verse« (1988) gelesen, erklärte Matar. »Ich mag die Person nicht. Ich glaube nicht, dass er ein sehr guter Mensch ist.« Wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed in dem Roman hatte 1989 das damalige geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Khomeini, zur Ermordung des Schriftstellers aufgerufen. Matar sagte in dem Interview nicht, ob er von der Fatwa gegen Rushdie beeinflusst wurde.
Derweil hat der PEN Berlin zu einer Solidaritätslesung für Salman Rushdie am Sonntag ins Berliner Ensemble geladen. Als »Zeichen des Widerstandes gegen Fanatismus und Gewalt« werden unter anderem Günter Wallraff, Deniz Yücel, Eva Menasse, Can Dündar und Thea Dorn aus Rushdies Texten lesen. Rushdie war zuletzt zum Ehrenmitglied des PEN-Zentrums Deutschland gewählt worden. (AFP/dpa/jW)
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