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Aus: Ausgabe vom 12.11.2022, Seite 10 / Feuilleton
Kulturpolitik

Bonbons für alle

Weshalb gehen die jungen Leute nicht mehr ins Museum, außer um Kartoffelbrei zu verkippen? Vielleicht ist ihnen in diesem Winter etwas kalt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) planen, ein paar Bonbons auszulegen: Zunächst nur für 18jährige wollen die beiden Ampelmännchen nach französischem Vorbild einen Kulturpass einführen, der »eine Innovation in Deutschland in der Kulturpolitik« vorantreibe und »Hürden reduziert«, um jugendliche Eckensteher ans »kulturelle Leben heranzubringen«. Kostenpunkt im Bundeshaushalt: 100 Millionen Euro. Das kündigten die beiden am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin an. Zunächst soll der Kulturpass für etwa 750.000 Jugendliche gelten, die im nächsten Jahr 18 Jahre alt werden. Über eine App könne man 200 Euro laden. Mit dem Guthaben ließen sich Bücher oder Karten für Konzerte, Museen, Theater und ähnliches bestellen. Später soll es auch Pässe für Jüngere geben.

Der am Donnerstag vom Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligte Kulturetat des Bundes beträgt für 2023 2,4 Milliarden Euro (2022: 2,3 Milliarden). Mehr Geld soll es für den Erhalt von »Kulturdenkmälern mit nationaler Bedeutung« und »intensive Kulturmaßnahmen«, also größere Anschaffungen und Bauten, geben. Bloß Filme und TV-Serien schauen in die Röhre: Neuproduktionen erhalten im neuen Jahr nur noch circa 166 Millionen Euro Förderung, das sind neun Millionen weniger als in diesem. (dpa/jW)

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