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Aus: Ausgabe vom 13.01.2023, Seite 10 / Feuilleton
Rock

Sechssaitiger Krieger

Wäre es nach seiner Mutter gegangen, hätte Geoffrey Arnold Beck Klavier gespielt. Doch der Junge war so fasziniert von den US-amerikanischen Rock-’n’-Roll- und Blues-Legenden, dass er sich eine Gitarre aus Zigarrenkisten baute – und sich durchsetzte. Zum Glück. Jeff Beck wurde zum Virtuosen an der Gitarre. Freund und Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page nannte ihn einen »sechssaitigen Krieger«. Nun ist Jeff Beck tot. Er sei im Alter von 78 Jahren plötzlich an bakterieller Meningitis gestorben, teilte seine Familie am Mittwoch abend mit.

Geboren am 24. Juni 1944 im südlichen Londoner Vorort Wallington, setzte er früh seinen Kopf durch. »Ich nehme an, sie dachten, wenn er die Gitarre hat, geht er wenigstens nicht raus, um zu stehlen«, erzählte Beck dem Rolling Stone über seine Eltern. Beck spielte mit verschiedenen Bands in und um London, bis ihn Jimmy Page 1965 den Yardbirds als Nachfolger ihres Gitarristen Eric Clapton empfahl. War Clapton ein Purist, galt Beck als Saitenzauberer, der bisher ungehörte Sounds mit Fingerfertigkeit, technischen Tricks und Raffinessen erzeugte. Avantgarde- und experimentelle Klänge hatten es ihm angetan – »ich machte die seltsamsten Geräusche, die ich konnte«, sagte er einmal.

Zunächst prägte Beck die unverwechselbaren Riffs der bekanntesten Yardbirds-Hits »Over Under Sideways Down« und »Shapes of Things«. 1966 stieß Page als zweiter Leadgitarrist dazu und übernahm, als sich Beck während einer US-Tour mit der Band überwarf. Es war die erste einer Reihe von unberechenbaren Entscheidungen, die mit dazu führten, dass er trotz musikalischer Brillanz nie zum Superstar aufsteigen sollte. Danach spielte Beck mit Musikern wie Rod Stewart zusammen, schaffte es mit den Singles »Hi Ho Silver Lining« und »Tallyman« in die britischen Charts. Doch bereits nach zwei Alben als Jeff Beck Group löste er seine Band auf. Beck arbeitete mit Mick Jagger, Roger Waters, Brian May, Stevie Wonder und Tina Turner. Tony Iommi von Black Sabbath lobte Beck als »außergewöhnliche Ikone, genialen Gitarristen«. (dpa/jW)

Ausführliche Würdigung folgt
  • Leserbrief von Klaus P. Jaworek aus Büchenbach (16. Januar 2023 um 16:58 Uhr)
    Jeff Beck war eines ganz sicherlich, ein verdammt guter Gitarrist, aber kein »Gitarrengott«, keine »Gitarre-Ikone« oder gar eine »Gitarren-Legende«, diese Begriffe werden heutzutage leider viel zu inflationär verwendet.
    Für mich gab es neben Jeff Beck auch noch viele andere fantastisch gute Musiker nebenher, die ich natürlich an dieser Stelle nicht auflisten werde, diese Reihe wäre nämlich unendlich lang und ein zu oberbürokratischer Akt für mich, darum lasse ich das lieber sein.
    Mit und in seinem Trio Beck, Bogert & Appice gelang ihm das, wie ich finde, am allerbesten. Seine beiden Mitmusiker in dieser »Super-Group« (wieder so ein Begriff), die kannten sich bereits aus Zeiten von Vanilla Fudge, diese Band rockte sehr psychedelisch, aber auch ziemlich erfolgreich zwischen 1967 bis 1970 ganz groß auf. Irgendwie war dieser Jeff Beck immer »in« und fast bis zum Schluss auch immer musikalisch unterwegs. Dieser alte musikalische Haudegen hat sich nun leider verabschiedet, sehr schade, aber so ist halt nun mal der Lauf der Dinge!

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