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Aus: Ausgabe vom 17.05.2004, Seite 6 / Aktion

»Die rote Glut erhalten«

vernetzen 2.0: Heute »Aktivist« Otto Hämmerle

Alle in der Redaktion kennen ihn, er ist praktisch Teil unseres Betriebs: seit Jahren schon kommt Otto Hämmerle Abend für Abend bei uns vorbei und sortiert jW-Restexemplare der zurückliegenden Tage aus, die er dann überall in Berlin kostenlos verteilt, egal ob in Ost oder West. Mal steht er am Wittenbergplatz vor dem KaDeWe, mal am unwirtlichen Ostbahnhof oder mitten in Neukölln, immer mit ungebremstem Optimismus: »Die rote Glut erhalten«, so beschreibt Otto, der von Jugend auf Antifaschist ist, seine Motivation. Gerade in Zeiten von Krieg und forciertem Sozialraub sei es wichtig, die sozialistischen Ideen und Ideale zu erhalten: »Sozialismus ist vernünftiger, gerechter und friedliebender als der Kapitalismus. Die Massenmedien stellen letzteren jedoch überhaupt nicht in Frage, sondern stützen das System«, so seine Überzeugung. Für die jW setzt Otto sich ein, weil sie antikapitalistische Ansichten zum Ausdruck bringt. Dafür erträgt er es dann auch, daß die Masse der Passanten eher unpolitisch oder antisozialistisch eingestellt ist und somit kein besonderes Interesse an der jW zeigt. Doch seit einiger Zeit kommen zunehmend auch positive Reaktionen, und immer wieder hört er den Spruch: »Was, die gibt’s noch?« Dafür, daß es die junge Welt auch weiterhin gibt, setzt Otto sich täglich aktiv ein.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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