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Aus: Ausgabe vom 07.05.2024, Seite 11 / Feuilleton
Insekten

Nichts los ohne sie: Bienen

Von Marc Hieronimus
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Ein Kilogramm Honig stellt die Lebensarbeit von nicht weniger als 6.000 Bienen dar

»Die überwältigende Mehrzahl aller Bienenarten sind Solitärbienen und Kuckucksbienen, die keine Insektenstaaten bilden, sondern allein leben und nur für die eigene Nachkommenschaft Brutpflege betreiben«, lehrt uns die Wikipädie. Der Unterschied zu den Honigbienen ist erheblich, denn die bilden einen Superorganismus, einen »Bien«, der mehr und anders ist als die Summe seiner spezialisierten Teile. Der Bien ist z. B. ein Warm-, die Biene ein Kaltblüter, und nur ihn bzw. sie hat der Mensch zu einem gewissen Grad seinen Verstandes- und Marktgesetzen unterworfen. Die meisten Menschen, nicht zuletzt viele professionelle Imker oder »Zeidler«, sind in ihrer Bienenphilosophie nicht viel weiter gekommen als A. A. Milnes Pu der Bär: »Der einzige Grund, eine Biene zu sein, den ich kenne, ist Honig zu machen. (…) Und der einzige Grund, Honig zu machen, ist, damit ich ihn essen kann.« Ein Kilogramm Honig stellt die Lebensarbeit von nicht weniger als 6.000 Bienen dar. Aber Bienen sind selbstverständlich »More than honey«, wie ein berühmter Dokumentarfilm über Bienensterben, -zucht und -rettung zurecht im Titel behauptet, um sie dann doch recht materialistisch zu betrachten – sie sind v. a. auch money: Ihre jährliche Bestäubungsleistung weltweit wird auf rund 265 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ohne ihr Zutun lernt das Schulklassenpublikum und entwickelt darüber ziellose Wut und lähmende Schuldgefühle, würden mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel nicht gedeihen; dem für Zitate aller Art immer gern herangezogenen Albert Einstein wird sogar der Ausspruch zugeschrieben, vier Jahre nach dem Aussterben der Bienen folge unweigerlich das der Menschen. Derlei Rechnerei und Panikmache ist, wie so oft, gut gemeint, aber der falsche Ansatz: Wenn Drohnen (im neueren Sinne) die Bestäubung für kleines Geld übernehmen, gibt es dieser Logik zufolge kein Argument mehr gegen Bayer-Monsanto und andere menschliche Bienenkiller, die ihnen mindestens ebenso zusetzen wie Varroa jacobsoni und die asiatische Hornisse.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (6. Mai 2024 um 22:55 Uhr)
    Der arme Einstein muss unter so manchen der ihm unterschobenen Zitate leiden. Tatsächlich sind BestäuberInnen wichtig für die Ernärungsgrundlage der Menschheit (https://op.europa.eu/webpub/eca/special-reports/pollinators-15-2020/img/de_fig01.svg). Publikumswirksam werden Bienenstöcke in SUVs an Stellen verfrachtet, wo sie ihren Dienst tun dürfen(Mandelmonokultur in Kalifornien). Die weniger leicht mit SUVs transportablen Insekten haben dabei das Nachsehen. Die müssen ihren Nektar selber suchen - und finden ihn auch, wenn es einen gibt. Die Drohnen »im neueren Sinn«: »Beim Aufräumen entdeckte er das Gel: «Ich habe bemerkt, dass die Gele Staub gesammelt haben. Das brachte mich auf die Idee, dass sie vielleicht auch Pollen anziehen könnten. Er sei damals »emotional bewegt« vom Aussterben der Bienenvölker gewesen, sagt Miyako. »Ich dachte, dass wir unbedingt eine Lösung für dieses Problem finden müssen.«» (https://www.gq-magazin.de/auto-technik/article/drohnen-mit-pferdehaar-sollen-den-job-von-bienen-uebernehmen). Randbemerkung: ein Quadrokopter von Miyako kostet 100 Dallar.

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