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Aus: Ausgabe vom 22.05.2024, Seite 2 / Inland
Umsturzpläne

Reuß-Anwälte streiten alles ab

Hessen: Prozessauftakt gegen mutmaßliche rechte Verschwörer
Von Marc Bebenroth
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Die Verteidiger Roman von Alvensleben (l.) und Hans-Otto Sieg vor der Außenstelle des Gerichts in Frankfurt-Sossenheim (21.5.2024)

Die Anwälte von Heinrich »XIII. Prinz« Reuß gehen »all in«: Mit zahlreichen Anträgen der Verteidigung des mutmaßlichen »Rädelsführers« einer Gruppe rechter Verschwörer, die die Regierung stürzen wollten, hat am Dienstag der Prozess gegen insgesamt neun Menschen begonnen. »Er ist kein Anführer, kein Rädelsführer, und er ist auch nicht Mitglied einer terroristischen Vereinigung«, sagte der Anwalt Roman von Alvensleben am Dienstag in einer Verhandlungspause in Frankfurt am Main. Zur Behandlung der Anträge sollte es zunächst aber am Ende des Sitzungstages kommen, wie der Senat des Oberlandesgerichts Frankfurt entschied.

Die Anklagebehörde wirft dem 72jährigen Reuß und den acht Mitangeklagten vor, Mitglieder in einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein oder diese zumindest unterstützt zu haben. Reuß habe dabei als ein Anführer der Gruppe agiert, sagte der Vertreter der Bundesanwaltschaft in seinem Vortrag. Jene mutmaßliche terroristische Vereinigung sei Ende Juli 2021 gegründet worden. Ihr Ziel: Der gewaltsame Umsturz per Angriff auf Bundestagsabgeordnete und Mitglieder der Regierung in Berlin. Dabei sollten auch Geiseln genommen werden, so der Vorwurf. Die Gruppe um Reuß habe außerdem geplant, Amtsträger auf Länder-, Kreis- und kommunaler Ebene zu ermorden. Die Anklage lautet entsprechend auch auf die Planung eines hochverräterischen Unternehmens. Der Verstoß gegen das Waffengesetz zählt ebenfalls zu den Vorwürfen gegen einige der Angeklagten.

Unter ihnen befinden sich ehemalige Bundeswehr-Soldaten und die frühere Bundestagsabgeordnete und Richterin Birgit Malsack-Winkemann (AfD). Malsack-Winkemann wird vorgeworfen, ihren Zugang zum Bundestag genutzt zu haben, um dort drei weitere Gruppenmitglieder einzuschleusen und Liegenschaften auszukundschaften.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sie alle durch »Verschwörungstheorien« und Narrative der »Reichsbürger«-Szene miteinander verbunden gewesen seien. So sollen einige von ihnen geglaubt haben, dass die BRD von einer »verschwörerischen Sekte pädophiler Eliten« beherrscht werde.

Bereits Ende April hatte der erste Prozess gegen den mutmaßlich militärischen Arm der Gruppe mit neun Angeklagten in Stuttgart begonnen. Vor dem Oberlandesgericht München soll ab dem 18. Juni gegen weitere acht mutmaßliche Mitglieder verhandelt werden.

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  • Leserbrief von R.Brand (22. Mai 2024 um 10:15 Uhr)
    Es ist nur lächerlich. 20–30 Personen sollen einen Putsch veranstalten, ohne Mitwirkung von Militär? In welchem Land hat es da schon mal gegeben? Nur naivste Trottel glauben diese Story. Hier gehts nur um neue, strengere Sicherheitsgesetze, die dann vor allem gegen Linke eingesetzt werden.
    • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (22. Mai 2024 um 11:44 Uhr)
      Im Gegensatz zu Ihnen, R.Brand, finde ich es richtig, dass die Justiz bereits im Frühstadium tätig wird, bevor die von Ihnen benannten (und mit Sicherheit viele weitere) Leute tatsächlich Schaden anrichten können. Oder fänden Sie es besser, den »Prinzen« und seine Kammerdiener erst mal gewähren zu lassen? - Wenn der Putsch dann tatsächlich stattfindet, werden Sie natürlich zuallererst die Justiz beschuldigen, mal wieder »auf dem rechten Auge blind« gewesen zu sein! - Wenn der »Prinz« zum »Kaiser« gekrönt wird, kommen Jammern und Klagen zu spät!

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