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Aus: Ausgabe vom 29.05.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
CO2-Emissionen

China reduziert CO2-Ausstoß

Mehr Wind- und Solarenergie, weniger Stahl- und Zementindustrie:
Von Wolfgang Pomrehn
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»Enorm ausgebaut«: Wind- und Solarenergieanlagen in Weifang, Shandong-Provinz, März 2024

In China sind die CO2-Emissionen erstmals seit Beginn der Coronapandemie zurückgegangen. Wie das finnische Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) am Dienstag mitteilte, fielen sie im März um rund drei Prozent niedriger aus als im Vorjahresmonat. Die in Helsinki angesiedelte Forschungsgruppe sammelt neben vielem anderen fortlaufend Daten über Energieverbrauch, Ausbau der Kraftwerkskapazitäten, Luftverschmutzung und ähnlichem in der Volksrepublik. Die meisten ihrer Angaben basieren auf Veröffentlichungen der chinesischen Regierung.

Verantwortlich für den Rückgang der Emissionen ist der rasante Ausbau der Wind- und mehr noch der Solarenergieanlagen. Dazu kommen Einbrüche in der Stahl- und Zementindustrie, in denen sich die Krise der chinesischen Immobilienwirtschaft widerspiegelt. Stahl wird auf konventionelle Weise mit dem Einsatz von Koks gewonnen, der nicht nur die Energie liefert, sondern auch wichtig ist, um den Sauerstoff aus seiner Verbindung mit dem Eisen zu lösen. Letzteres ginge auch mit dem Einsatz von Wasserstoff, so dass statt des CO2 Wasserdampf erzeugt würde, aber in China sind zuletzt noch eine ganze Reihe konventioneller Stahlwerke entstanden.

Im vergangenen Jahr hatten die chinesischen Treibhausgasemissionen einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben der internationalen Forschungsgemeinschaft Global Carbon Project waren sie gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent angestiegen und betrugen rund 11,9 Milliarden Tonnen. Mit 8,14 Tonnen pro Kopf und Jahr liegen sie damit inzwischen über den deutschen Pro-Kopf-Emissionen von 7,1 Tonnen. Hierzulande waren die Emissionen im vergangenen Jahr stark – wenn auch noch lange nicht stark genug – zurückgegangen. Weltweit betrugen die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Zementproduktion im vergangenen Jahr 37,5 Milliarden Tonnen, der chinesische Anteil belief sich also auf rund 32 Prozent.

Die Regierung in Beijing hat sich im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen verpflichtet, den weiteren Anstieg der Emissionen bis 2030 zu beenden und ab dem Jahre 2060 keine Treibhausgase mehr zu emittieren. Das wird aber genauso wenig wie der viel zu zögerliche Abbau der Emissionen in den Industriestaaten reichen, um das globale Klima unterhalb einer Erwärmung von zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu stabilisieren.

Die gute Nachricht ist allerdings, dass der starke Anstieg im vergangenen Jahr vor allem ein Nachholeffekt nach der Pandemie war, und das zugleich die Fertigungskapazitäten für Solaranlagen und E-Autos enorm ausgebaut wurden. Das CREA sieht daher Hinweise darauf, dass in China die Emissionen anfangen zu sinken. Offensichtlich konnte erstmalig der weitere Zuwachs des Strombedarfs vollständig durch den Zubau der erneuerbaren Energieträger abgedeckt werden. Wind- und Solarenergie liefern zwar bisher nur 15 Prozent, aber ihr Ausbau hat inzwischen ein atemberaubendes Tempo angenommen.

Im vergangenen Jahr kamen neue Solaranlagen mit einer Leistung von rund 200 Gigawatt hinzu. War China schon zuvor Weltmeister in der Errichtung neuer Solaranlagen gewesen, hatte sich das Tempo nun aber noch einmal rund verdoppelt. Und offensichtlich ist das Gaspedal weiter voll durchgetreten. Im ersten Quartal 2024 stieg die neuinstallierte Solarleistung noch einmal um rund 25 Prozent. Bei der Windenergie war es sogar ein Plus von einem Drittel. Durch die Massenfertigung ist Wind- und Solarenergie inzwischen unschlagbar günstig geworden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (28. Mai 2024 um 21:01 Uhr)
    Wie geht China das Problem des Tages- und Jahresganges bei der Photovoltaik (PV) an? 200 GW hören sich gut an, aber das ist die Nenn- oder installierte Leistung. Durch die geografische Lage sind die PV-Tagesgänge zwar günstiger als hierzulande, aber nachts ist es auch dort dunkler als draußen. Passt man sich beim Verbrauch dem Energieangebot an oder puffert das momentan nicht gebrauchte in Speichern? Welche authentischen Quellen zu diesem Themenkomplex gibt es?
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