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Aus: Ausgabe vom 29.05.2024, Seite 10 / Feuilleton

Schreyer, Kahane, Sakowski

Von Jegor Jublimov
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Der Mann mit den guten Vorlagen: Helmut Sakowski am Schreibtisch

Ältere Leser haben noch den Vorspann der Reihe um »Prof. Flimmrich« des Kinderfernsehens vor Augen, in dem der gezeichnete Schauspieler Walter E. Fuß im weißen Professorenkittel einen Filmprojektor betätigt. Solche Vorspanne schuf der Dresdner Kameramann und Animationsregisseur Manfred Schreyer, der am Donnerstag 90 Jahre alt wird. Seine Produktionen liefen nicht beim spielfilmorientierten Prof. Flimmrich, eher am Wochenende bei »Meister Nadelöhr«. Seit Ende der 50er Jahre arbeitete Schreyer an Märchen wie »Vom mutigen Hans«, »Das Wolkenschaf« oder »Die drei Wünsche« maßgeblich mit. Auch Filme über Künstler von Leo Haas über Henri de Toulouse-Lautrec bis zu Max Slevogt brachten ihm Anerkennung ein. Daneben drehte er eine Vielzahl von Werbefilmen, bei denen leider die Macher nie genannt werden …

Für Kinder drehte Peter Kahane einen nicht ganz unwichtigen Film. »Die rote Zora« mit Linn Reusse in der Titelrolle entstand 2008 nach einem Kinderbuch des ehemaligen Jungkommunisten Kurt Held (eigtl. Kurt Kläber). Die im Kroatien der 30er Jahre angesiedelte Geschichte erzählt von Jugendlichen, die sich als Untergrundkämpfer für Gerechtigkeit verstehen. Auch wenn Helds Sozialkritik weichgespült anmutete, bleibt es doch ein bemerkenswerter Jugendfilm der 2000er Jahre.

Dass Kahane mit zweitem Vornamen Klement heißt, verdankt er seinem Geburtsort Prag, wo der von seinen Eltern, den Résistance-Kämpfern Max und Doris Kahane, verehrte Kommunist Klement Gottwald Staatspräsident war (und heute kritisch gesehen wird). In der DDR wurde Peter Kühlanlagenschlosser, erlangte später das Lehrerdiplom und studierte Regie in Babelsberg. Dazwischen lagen Erfahrungen in der NVA, die seine Erfolgskomödie »Ete und Ali« mit Jörg Schüttauf und Thomas Putensen als Heimkehrer aus dem Ehrendienst authentisch machten. Sein wohl bester Film wurde 1990 »Architekten«, der mit dem Generationenkonflikt unterschwellig viel über Gründe für das Ende der DDR erzählte. Kahane, der viele Filme selbst schrieb (u. a. über den Kriminalisten »Stubbe«) wird am Donnerstag 75.

Nicht vergessen ist der 100. Geburtstag von Helmut Sakowski am Sonnabend. Der MDR bringt noch einmal seinen Fünfteiler »Daniel Druskat« (1976) mit Hilmar Thate und Manfred Krug auf den Bildschirm, und das Literaturzentrum Neubrandenburg hat damit begonnen, den mehrteiligen Fernsehroman »Wege übers Land« (1968), auch mit Krug sowie Ursula Karusseit und Armin Mueller-Stahl, bis 6. Juni im Kino Latücht zu zeigen.

Der in Thüringen aufgewachsene und 2005 in Mecklenburg verstorbene Schriftsteller wurde nach der Kriegsgefangenschaft Förster und Forstamtsleiter in Salzwedel. In seinen Romanen, Erzählungen, Stücken und Hörspielen war er immer eng bei den Menschen, wie er sie kannte, griff Probleme aus der jüngsten Geschichte auf, die die Gegenwart beeinflussten. Auch wenn manche ihm heute seine Mitgliedschaft im ZK der SED verübeln, so finden seine Bücher, darunter die »Klevenow«-Trilogie (1993–2000), auch in der jungen Generation interessierte Leser.

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