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Aus: Ausgabe vom 29.05.2024, Seite 16 / Sport
Rugby Union

Wo es wehtut

Stade Toulousain gewinnt gegen Leinster nach Verlängerung zum sechsten Mal den Rugby Champions Cup
Von Bernhard Krebs
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Rauf auf den Balkon: Die Spieler von Stade Toulousain werden auf dem Place du Capitole empfangen (Toulouse, 26.5.2024)

Mit einer taktischen Meisterleistung holte sich am Sonnabend nach Verlängerung Stade Toulousain die Krone im europäischen Klubrugby und kann sich nun den sechsten Stern aufs Trikot sticken. Mit 22:31 behielt die Mannschaft aus Südfrankreich in einer über weite Strecken engen und hart umkämpften Partie im Tottenham Hotspur Stadium im Norden Londons vor 61.531 Zuschauern die Oberhand über Leinster Rugby aus Irland.

Mit sechs Titeln im European Rugby Champions Cup bleibt Toulouse damit einsame Spitze in der Rugby-Königsklasse. Leinster hingegen kassierte die dritte bittere Finalniederlage in Folge. Die Endspiele von 2022 und 2023 wurden jeweils gegen Stade Rochelais verloren. Nach Anpfiff der Partie deutete sich zunächst das erwartete Offensivspektakel an, dass Fans und Experten erwartet hatten. Bereits in der zweiten Spielminute legte Toulouse einen ersten Versuch, der dann aber nach Videobeweis vom englischen Referee Matthew Carley für ungültig erklärt wurde. Zweite-Reihe-Stürmer Emmanuel Meafou und Wing Juan Cruz Mallía kombinierten sich über rechts bis vor die Mallinie, ehe der Ball bei Scrum-Half Antoine Dupont landete. Der wurde von Leinsters Scrum-Half Jamison Gibson-Park hart attackiert und ins Aus geschubst, ehe Dupont einen frechen »Offload« nach innen zurück auf Mallía spielte. Dieser schloss zwar spektakulär, aber eben ungültig ab.

Mit der Rettungsaktion setzte Gibson-Park den Ton für die restliche reguläre Spielzeit, in der beide Mannschaften vor allem taktisch klug agierten und um Spielkontrolle bemüht waren. Normalerweise stehen beim Rugby jene Spieler im Fokus, die mit rasanten Durchbrüchen Versuche legen. Nicht so am Sonnabend. Da glänzten vor allem die Stürmer beider Teams – die Trikotnummern eins bis acht –, die beim Kampf um den Ball in »Rucks«, »Scrums« und »Mauls« die Drecksarbeit im Rugby erledigen. So wie der Engländer Jack Willis in Diensten von Toulouse, der insgesamt 30 Tacklings (23 in der regulären Spielzeit) auf der Habenseite verzeichnen konnte und das Bad in der Eistonne nach dem Spiel mehr als verdient hatte. Der Flanker rannte eine Lücke nach der anderen zu und griff die Ballträger mit einer Härte an, die an Todesverachtung grenzte. Willis wurde wohl nur deshalb nicht Spieler des Spiels, weil auch Antoine Dupont in seinem Team ist. Dupont wurde als »Man of the Match« und Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Zwar wurde das Ausnahmetalent von den Iren permanent unter Druck gesetzt, was zu ungewöhnlichen Fehlern führte. Doch der Kapitän war sich für nichts zu schade, holte zwei entscheidende »Turnover« in höchster Not und sorgte mit teilweise genialen taktischen Kicks für wichtigen Raumgewinn.

Der Matchplan von Toulouse war schnell offensichtlich: Bei jeder Gelegenheit per Straftritt Zählbares mitnehmen. Full Back Blair Kingholm (4./7./36.) verwandelte in der ersten Halbzeit drei von vier Penalties. Leinster entschied sich bei Straftritten immer wieder für Raumgewinn, um aus besserer Postion das Malfeld der Franzosen anzugreifen. Doch kurz vor oder auf der Mallinie endeten alle Bemühungen an Willis’ und seinen Stürmerfreunden.

Aber auch Leinster punktete: Fly-Half Ross Byrne verwandelte zwei Straftritte (18./40. +3). Pausenstand: 6:9 für Toulouse. Die zweite Halbzeit war eine intensive Kopie der ersten: Für Leinster trafen Byrnes (46./65.) und Ciarán Frawley (77.); auf Seiten von Toulouse verwandelten Kinghorn (57.) und der eingewechselte Thomas Ramos (70.). Frawley (77.) hatte den Sieg für Leinster noch auf dem Schlappen. Doch er agierte zu hektisch beim »Drop Goal« und verzog knapp.

Mit 15:15 ging es in die Verlängerung, die hochdramatisch war. Schon nach zwei Minuten musste Leinster Wing James Lowe nach einem absichtlich nach vorne geschlagenen Ball mit Gelb für zehn Minuten vom Platz. Toulouse ließ sich nicht lange bitten und nutzte die Überzahl mit einem schnellen Angriff über den linken Flügel, den Wing ­Matthis Lebel (82.) zum Versuch abschloss. Die fällige Erhöhung schoss Ramos zur 22:15 Führung für Toulouse zwischen die Pfosten. Vier Minuten später drosch Ramos einen weiteren Straftritt zum 25:15 ins Goal. Stade Toulousain sah schon wie der sichere Sieger aus, als Zweite-Reihe-Stürmer Richie Arnold (89.) nach einem Kopftackling gegen Prop Cian Healy mit Rot vom Platz musste. Postwendend nutzte Leinster nun die eigene Überzahl und kam durch Flanker Josh van der Flier zum Versuch. Nach Erhöhungskick durch Frawley stand es 22:25 für Toulouse. Leinster agierte fortan aber undiszipliniert und kassierte zwei weitere Straftritte, die Ramos (92./95) jeweils eiskalt zum 22:31-Endstand verwandelte.

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