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Aus: Ausgabe vom 29.05.2024, Seite 16 / Sport

Wie ein Frechdachs

Von André Dahlmeyer
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Immerhin, in den Finals standen die beiden: Club América gegen Cruz Azul (25.5.2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! Mexikos Rekordmeister Club América hat am Sonntag im eigenen Aztekenstadion das Rückspiel um die Meisterschaft der Mariachis gegen Cruz Azul mit 1:0 gewonnen und damit, nach dem Einserremis drei Tage zuvor, das Campeonato Clausura 2024 der Liga MX gewonnen. Es ist der 15. Meistertitel für den Hauptstadtklub seit Einführung des Profifußballs im Jahr 1943. Gegner Cruz Azul hat bislang neun Titel eingeheimst, den ersten 1969, den letzten vor drei Jahren.

In den 70er Jahren dominierte Cruz Azul den mexikanischen Fußball mit sechs Meisterschaften. Club América war in den 20er Jahren (vier Titel) und den 80er Jahren (fünf Titel) das Nonplusultra. In Mexiko werden zwei Meisterschaften pro Saison ausgetragen. Im Clausura kickten die 18 Teams jeder gegen jeden ohne Rückspiel. Nach dem 17. Spieltag führte América die Tabelle bei nur zwei Niederlagen mit zwei Punkten Vorsprung vor Cruz Azul an. Beide Teams hatten durch ihre Abwehrarbeit geglänzt. Der Leon FC, 2020 noch Apertura-Meister, hatte die Playoffs um drei Tore verpasst. Auch die Performances von Santos Laguna und Atlas aus Guadalajara ließen zu wünschen übrig, Atlas wurde Vorletzter.

Im Viertelfinale hatte Club América zweimal 1:1 gegen Pachuca gespielt und kam weiter – die bessere Plazierung im Hauptturnier gab den Ausschlag. Beim Rückspiel im Aztekenstadion war dem eingewechselten Rechtsaußen Julián Quiñones in Minute 94 der Ausgleich gelungen. Der seit kurzem für Mexiko spielende Kolumbianer, wurde jetzt zum sechsten Mal mexikanischer Meister, zweimal mit Tigres UANL, zweimal mit Atlas und nun zum zweiten Mal mit den Águilas von América. Dem nicht genug, gewann er 2020 in Orlando/Florida mit Tigres UANL die Concachampions. Bei Cruz Azul gab es in den Semifinals ein Patt gegen Monterrey. Auch da wurde die »Zementlokomotive« durch die bessere Plazierung im Hauptwettbewerb übervorteilt. Immerhin, in den Finals standen am Ende die beiden Besten, das gibt es bei so einem Format eher selten.

Bis zum erlösenden Treffer für die Blau-Cremefarbenen dauerte es 78 Minuten, die den Fans wie 780 Minuten vorkamen. Schiri Marco Antonio »Kater« Ortíz hatte nach einer umstrittenen Szene (Israel Reyes kam im Strafraum zu Fall) wie ein Frechdachs auf den Punkt gezeigt, Henry Martín lochte diagonal ein. In Argentinien haben wir die Mexikaner ja gefressen seit dem WM-Endspiel 1990 in Little Italy am 8. Juli. Interessanterweise hat der damalige Schiri, der Mexikaner Edgardo Codesal Méndez, vor einigen Jahren im argentinischen Fernsehen gestanden, dass der Brehme-Elfer eine »klare Fehlentscheidung« gewesen sei und um Verzeihung gebeten.

Ich habe an diesem Tag mit der von mir gegründeten freien Autorengruppe »Die Störer« eine Antifußballesung im FBZ in Braunschweig veranstaltet, obwohl ich seit 1976 Argentinien-Fan bin. Uns kannte niemand, trotzdem kamen 40 Leute. Anschließend fuhren wir zu meinem Mitstreiter Hardy Krüger (heute: Crüger) in die WG-Villa. Das Wahnzimmer war voll von Fußballspacken, die alle voll auf Deutschland waren. Linke Deutschländer. Da mussten wir schnell weg. Ich fuhr Herrn Krüger ins Stadtzentrum. Deutschland war besoffen, die Glasscherben lagen halbmeterhoch auf den Fahrbahnen. Es war nicht einfach mit meinem knallroten R4 mit Pistolenschaltung. Ich gab mein Bestes. Wie immer.

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