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Aus: Ausgabe vom 01.06.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Kirschkompott

Von Maxi Wunder

In einer Welt, in der Frieden langweilig und Diplomatie überbewertet wird, strahlt ein leuchtendes Beispiel des strategischen Genies hervor: die revolutionäre Waffe, die alle Probleme der modernen Kriegführung löst – das Kirschkompott.

Alles fing mit einem visionären General an, dessen Name aufgrund eines Nebels von Ruhm und Marmeladenresten in Vergessenheit geraten ist. Dieser General, nennen wir ihn General Cherrystone, erkannte, dass konventionelle Waffen zu banal und schlichtweg ineffektiv sind und Nuklearwaffen zwar wirkmächtig, aber beim Volk unbeliebt. So besann er sich auf das glänzende Rot und die verlockende Süße des Kirschkompotts. »Meine Herren«, sagte General Cherrystone mit funkelnden Augen und klebrigem Bart, »der Schlüssel zum Sieg liegt in der Verführung des Feindes durch Gaumenfreuden. Warum Kugeln und Granaten, wenn wir sein Herz durch Nase und Mund erreichen können?«

So begann eine neue Ära der militärischen Taktik. Statt langer Besprechungen und Planungen in sterilen Konferenzräumen wurde die Zukunft des Krieges in Küchen und Zuckerbäckereien geschmiedet. Waffenlager wurden zu Fruchtgärten, Rüstungsschmieden verwandelten sich in Konservenfabriken.

Der erste Einsatz von Kirschkompott auf dem Schlachtfeld war spektakulär. Mit einem katapultartigen Gerät, das liebevoll »Die Kirschenorgel« genannt wurde, feuerte man riesige Gläser mit süßem, klebrigem Inhalt über die feindlichen Linien. Das Resultat: atemberaubend. Soldaten ließen ihre Waffen fallen, die Mäuler weit geöffnet, während sie der herabregnenden Delikatesse entgegentraten.

Die gegnerischen Generäle, völlig überrumpelt und mit Kirschflecken auf ihren Uniformen, kapitulierten nicht etwa wegen militärischer Unterlegenheit, sondern wegen der rot-süßen Leckerei, die ihren Verstand betörte. Die Schlagzeilen des nächsten Tages priesen Cherrystone als das Genie, das den Krieg oral entschieden hatte. Sieger war die Waffe selbst. Keiner war beleidigt.

Doch es gab auch Kritiker. Einige Analysten warnten, dass der Zuckergehalt von Kirschkompott langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen könnte, besonders für die Zähne der Soldaten. »Kariesarmee« spottete die Presse ihre einstigen Helden. In manchen Gazetten sprach man nur noch von der »Schwabbeltruppe.« Cherrystone zeigte sich unbeeindruckt. »Das sind Friedenszeitenprobleme«, erklärte er. »In Kriegszeiten ist jeder Sieg süß, egal wie viele Kalorien er enthält.«

Kirschkompott

500 g frische entsteinte Kirschen in einen Topf geben, 100 g Zucker, einen EL Zitronensaft, eine Zimtstange, eine aufgeschnittene und ausgekratzte Vanilleschote sowie das Mark zu den Kirschen geben. Bei mittlerer Hitze die Mischung zum Kochen bringen, gelegentlich umrühren, bis der Zucker sich aufgelöst hat und die Kirschen ihren Saft abgegeben haben. Einen TL in einem EL Wasser aufgelöste Speisestärke unter Rühren hinzufügen und die Mischung weitere ein bis zwei Minuten köcheln lassen, bis das Kompott leicht eindickt.

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