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Aus: Ausgabe vom 04.06.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Kosmologie

Tief in Raum und Zeitraum

James-Webb-Teleskop ermittelt früheste Galaxie und öffnet neuen Blick auf Entstehung des Weltalls
Von Felix Bartels
KandatenFruehesterGalaxien_z14-online2.jpg
Mit einer Art Schlüssellochblick in die planetarische Weite

Irgendwann hatte ihn jeder. Diesen Moment, in dem man begreift, dass wir, wenn wir in die Tiefen des Kosmos schauen, nicht bloß im Raum, sondern auch in der Zeit zurückgehen, dass wir sehen, was vor Millionen Jahren passiert ist, Sterne erblicken, die vielleicht längst nicht mehr existieren, und noch nicht sehen können, was längst geschehen ist. Womit sich unmittelbar die Frage stellt, wie es um den Begriff der Gleichzeitigkeit steht. Einstein hat diese Frage mit seinem Synchronisationsmodell beantwortet, für die Praxis der Astronomie bedeutet das ganz einfach, man kommt mit dem Blick durchs Teleskop dem Urknall näher.

Das am am 25. Dezember 2021 in Betrieb genommene James Webb Space Telescope (JWST) markiert in der Astronomie den State of the Art. Nun hat die etwa zehn Milliarden US-Dollar teure Apparatur, nachdem sie zum Beispiel das früheste uns bekannte aktive schwarze Loch der Galaxie ermittelt hatte, erneut abgeliefert. Astronomen konnten vermittels der Aufzeichnung von Infrarotstrahlung des JWST eine Galaxie entdecken, die bereits 290 Millionen Jahre nach dem Urknall existierte. Es handelt sich demnach um die älteste bekannte Galaxie, getauft wurde sie auf den Namen »JADES-GS-z14-0«. Öffentlich gemacht wurde die Entdeckung durch ein Forschungsteam um den Astronomen Stefano Carniani von der Scuola Normale Superiore in Pisa.

Der Vorgang ist auch für das wissenschaftliche Verständnis der Kosmogonie von Bedeutung, denn für die Zeit von 290 Millionen Jahren seit der Stunde Null galt bislang die Annahme, dass damals gerade die ersten Sterne entstanden, von Galaxienbildung war das Weltall in diesem Stadium vermeintlich noch weit entfernt. Um Gewissheit über das Alter der Galaxie zu erlangen, bemühte Carnianis Team das hochauflösende Nahinfrarotspektrometer des JWST. »Als das Spektrum ausgewertet wurde, gab es keine Zweifel mehr: Die Galaxie JADES-GS-z14-0 zeigt eine Rotverschiebung von 14,32 – und pulverisiert damit förmlich den vorherigen Rekord von 13,2 für die zuvor fernste Galaxie.« Auch die Masse von ­JADES-GS-z14-0 ist bemerkenswert. Den Analysen des Teams nach muss diese früheste Galaxie bereits Sterne von insgesamt mehreren hundert Millionen Sonnenmassen beherbergt haben. »Das wirft die Frage auf, wie eine so helle, massereiche und große Galaxie in weniger als 300 Millionen Jahre entstehen konnte«, schreiben die Astronomen.

Der Vorhang also hebt sich, und alle Fragen sind offen.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Martin M. aus Paris (3. Juni 2024 um 21:56 Uhr)
    Hilfreich wäre Begriffe wie »Rotverschiebung von 14,32« kurz und vereinfacht für Laien wie mich zu erklären. Klar gibt es im Internet (Wiki etc.) hierfür Artikel, diese sind jedoch oft sehr »abstrakt«.

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