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Aus: Ausgabe vom 05.06.2024, Seite 16 / Sport
Fußballrealität

Wer stopft das Loch?

Der Deutschen Fußballiga fehlen rund 80 Millionen Euro
Von Jens Walter
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Nachzahlen, bitte

Die Vereine der beiden Fußballbundesligen haben ein Finanzproblem. Die Deutsche Fußballiga (DFL) schüttet im Juni wesentlich weniger Geld aus als ursprünglich geplant. Rund 80 Millionen Euro fehlen zum Ende der nun abgelaufenen Saison, die für viele auch das Geschäftsjahr ist.

Ende April hatte die DFL ein Schreiben verschickt, das viele Vereine aufgeschreckt hat. »Die Auskehrungsrate Juni 2024 wird von ursprünglich 127 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro gekürzt«, hieß es in dem Schreiben, das der dpa vorliegt. In Summe verringere sich »die derzeit prognostizierte Gesamtauskehrungssumme« in der laufenden Saison von 1,179 auf 1,099 Milliarden Euro.

»Der Zeitpunkt, auch im Kontext der laufenden beziehungsweise ausgesetzten Auktion der Bundesliga-Medienrechte, war überraschend«, sagte Eric Huwer, Finanzvorstand des Zweitligisten Hamburger SV. Der vorübergehende Ausfall habe in der heterogenen Klublandschaft der ersten und zweiten Bundesliga verschiedene Auswirkungen, erklärte er.

»Das ist schwierig für uns«, sagte Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum. Dem in der Relegation gerade noch geretteten Bundesligisten stehen im Juni rund 2,5 Millionen Euro weniger zur Verfügung. »Das können wir nicht überbrücken, das müssen wir einsparen.«

Bei einem Zweitligisten wie dem HSV beträgt der Ausfall immerhin noch etwa 1,2 Millionen Euro. Dennoch versichert Finanzchef Huwer: »Uns betrifft es ehrlicherweise nicht in besonderem Maße, wir nehmen es zur Kenntnis. Die Handbreit Wasser unterm Kiel, also die Risikovorsorge, die wir für solche unvorhersehbaren Ausfälle bis zu einem gewissen Grad vorhalten, ist ausreichend.« Früher hätte es dem Verein durchaus Probleme bereiten können, wenn sich kurzfristig Zahlungen dieser Größenordnung verzögern, räumte Huwer ein.

Gerade für die bereits verschuldeten Klubs oder für Vereine mit einer größeren Abhängigkeit von den Medienerlösen ist es schwierig, das Loch zu stopfen. Wer schon finanzielle Problem hat, bekommt nicht so einfach einen Kredit bei der Bank oder muss möglicherweise die Einnahmen aus dem Dauerkartenverkauf zur Über­brückung nutzen. Außerdem hat nicht jeder ein gut gefülltes Festgeldkonto wie der FC Bayern München, dem durch die vorläufige Reduzierung schätzungsweise 6,3 Millionen Euro fehlen.

Es gibt auch kleinere Klubs, die nicht ins Straucheln geraten. Zweitligaabsteiger VfL Osnabrück kann das Minus nach Angaben von Geschäftsführer Michael Welling abfedern. »Das stellt uns nicht vor große Probleme«, versicherte Welling.

Das versprochene Geld soll später fließen, »da Zahlungen von Partnern nicht zu den vertraglichen Fälligkeitsterminen erbracht werden konnten«, schrieb die DFL. »Auf Veranlassung der betreffenden Partner mussten insofern Vereinbarungen über spätere Zahlungen getroffen werden.« Der Großteil der nun fehlenden Einnahmen mit rund 50 Millionen muss vom Sportinternetsender DAZN nachgezahlt werden, der wegen der unterbrochenen Auktion der TV-Rechte mit der DFL streitet und vors Schiedsgericht gezogen ist. Um welches Unternehmen es neben DAZN geht, oder ob es mehr als zwei Schuldner sind, ist derzeit nicht bekannt.

Von DAZN fehlen die Raten im März und April. In Abstimmung mit dem DFL-Präsidium wurde die fehlende Summe zunächst durch »ein kurzfristiges Bankdarlehen zwischenfinanziert«, hieß es in dem Brief von den DFL-Geschäftsführern Steffen Merkel und Marc Lenz sowie Finanzdirektor Jörg Degenhart. »Für die Auskehrung im Juni 2024 ist jedoch nunmehr eine Kürzung der Auskehrungen unumgänglich.«

Die Frage, warum die DFL kein Bankdarlehen bis Dezember aufgenommen hat, blieb unbeantwortet. Das Medienunternehmen schrieb dazu an die Vereine: »Dass die Finanzierung für die Klubs offensichtlich nicht ausreichend von seiten der DFL abgesichert wurde, kam auch für DAZN äußerst überraschend.«

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