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Aus: Ausgabe vom 05.06.2024, Seite 5 / Inland
Klimakatastrophe

Nach dem Hochwasser

Enorme Flutschäden, aber Bundesregierung zieht kaum Konsequenzen
Von Wolfgang Pomrehn
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Sperrmüllsammelstelle in Babenhausen, Unterallgäu, am Sonntag

Langsam beruhigt sich das Wetter etwas. Die Menschen in den süddeutschen Überschwemmungsgebieten können aufatmen und sich ans Aufräumen machen. Die Hochwasserwelle schiebt sich die Donau abwärts und dürfte an diesem Mittwoch Österreich erreichen. Aus Bayern werden inzwischen drei Todesopfer aufgrund der Fluten gemeldet. Angaben über die Höhe des angerichteten Schadens gibt es bislang nicht, aber er ist offensichtlich enorm. Aus den Reihen der SPD wird nun eine Pflichtversicherung gegen sogenannte Elementarschäden ins Spiel gebracht. Der Hausbesitzerverband »Haus und Grund« lehnt diese jedoch ab. Ob seine geschädigten Mitglieder dies ebenso sehen?

Unklar ist zunächst ebenfalls, ob und wie weit die Hochwasser direkt oder teilweise mit der globalen Erwärmung zusammenhängen. Derlei zu untersuchen wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Zuletzt konnten verheerende Überschwemmungen im Süden Brasiliens mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden. Ganz allgemein weisen Meteorologen und Klimawissenschaftler jedoch darauf hin, dass Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen zugenommen haben, wie es in einer sich erwärmenden Welt zu erwarten ist. Denn mit der Temperatur der Meere steigt die Menge verdunsteten Wassers. Außerdem erhöht sich die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasserdampf exponentiell mit der Erwärmung. Entsprechend fallen die Niederschläge heftiger aus.

Wie weit die Erwärmung inzwischen fortgeschritten ist, zeigen unter anderem die vom Climate Change Institute der Universität Maine, USA, aufbereiteten Wetterdaten aus aller Welt. Demnach ist die globale Durchschnittstemperatur seit rund einem Jahr fast täglich auf neuem Rekordniveau. Eine derart lang anhaltende Rekordphase ist in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen höchst ungewöhnlich. Die Oberflächentemperaturen der Weltmeere liegen bereits seit 14 Monaten auf Rekordniveau, wobei der Nordatlantik, Europas Wetterküche, besonders warm ist. In den USA warnen Meteorologen deshalb vor einer voraussichtlich besonders intensiven Hurrikansaison.

All das scheint für die Berliner Ampelkoalition allerdings kein Grund zu sein, den Klimaschutz endlich ernst zu nehmen. Abzulesen ist dies unter anderem an dem überstürzten Bau von Flüssiggasterminals, mit denen Deutschland nun besonders klimaschädliches Frackinggas aus den USA bezieht. Am Montag hatte der Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung bescheinigt, dass sie das ihr vom Klimaschutzgesetz aufgegeben Ziel nicht erreichen wird. Das Gesetz sieht vor, die Emissionen des Treibhausgases CO2 bis 2030 im Vergleich zum Niveau von 1990 um 65 Prozent zu verringern. Die Emissionen im Verkehr und im Gebäudesektor sinken dafür aber nicht schnell genug. Die vom Gesetz vorgegebenen Sektorenziele werden verfehlt. Wie mehrfach berichtet, hätten die zuständigen Ministerien deshalb einen Katalog mit Sofortmaßnahmen vorlegen müssen, mit denen sie ihre Sektoren auf Kurs hätten bringen können. Dies wurde aber vor allem vom FDP-geführten Verkehrsministerium verweigert. Statt dessen haben die Liberalen Druck gemacht, die Vorschriften des Klimaschutzgesetzes aufzuweichen.

Abgemildert wird die ungünstige Entwicklung der beiden Sektoren vor allem durch einen starken Rückgang der Emissionen des Energiesektors, so der Expertenrat. Allerdings sind diese stark davon abhängig, wieviel die Kraftwerksbetreiber für die CO2-Emissionen zahlen müssen. Sollten die am Markt gehandelten CO2-Zertifikate billiger sein als in den Projektionen angenommen, wäre mit deutlich höheren Emissionen aus dem Kraftwerksbereich zu rechnen. Der Expertenrat wird auf der Grundlage des Klimaschutzgesetzes von der Regierung eingesetzt und hat die Aufgabe, die beschlossenen Maßnahmen regelmäßig zu beurteilen. Im Falle des am Montag vorgelegten Gutachtens ging es allerdings um den Auftrag, kürzlich vom Umweltbundesamt erstellte Projektionen zur Entwicklung der deutschen Treibhausgasemissionen zu beurteilen.

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