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Aus: Ausgabe vom 04.06.2024, Seite 16 / Sport
Boxen

Raus aus der Schmuddelecke

Zum Tod des Boxtrainers Manfred Wolke
Von Jens Walter
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Manfred Wolke bindet Torsten May die Boxhandschuhe (1995)

Die Stimmung war gut, die Einschaltquoten stimmten. Manfred Wolke hatte enormen Anteil am deutschen Boxboom der 1990er. Nun trauert die deutsche Boxwelt um ihren berühmtesten Trainer. Der frühere Coach von Henry Maske und Axel Schulz starb am vergangenen Mittwoch im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit in seiner Heimatstadt Frankfurt (Oder). Maske bestätigte dies der dpa unter Berufung auf die Familie am Montag. Zunächst hatten die Welt und der Radiosender 91.7 Oderwelle berichtet.

Der frühere Boxweltmeister Maske sagte: »Er ist für mich unangefochten der Trainer gewesen« (…) »Einige Sportler, die als durchschnittlich galten, sind unter ihm zu international erfolgreichen Boxern geworden.« (…) »Natürlich muss es der Sportler alleine machen, aber Manfred Wolke war der Begleiter, der ihnen Möglichkeiten aufzeigte und Forderungen stellte, die sie wahrscheinlich sonst nicht umgesetzt hätten.«

Wolke war an der Seite von Maske, als der heute 60jährige 1988 in Seoul Olympiasieger im Mittelgewicht und 1993 Weltmeister bei den Profis im Halbschwergewicht wurde. Den Federgewichtler Rudi Fink führte Wolke bereits 1980 in Moskau zu olympischem Gold.

Wolke – Freunde nannten ihn »Manne« – half dabei, das Boxen aus der Schmuddelecke auf die große Bühne zu bringen. In den 90ern machte er sich im Sauerland-Boxstall endgültig einen Namen. Maske kam groß raus. Es folgten Kämpfe im Abendprogramm vor Millionenpublikum. »Er hat nach der Wende das Profiboxen in Deutschland salonfähig gemacht. Er war der Motor, dass Maske diese Erfolge hatte«, sagte Trainer Ulli Wegner der dpa.

Was die Jüngeren nicht unbedingt wissen: Der 1943 in Potsdam geborene Coach war als Athlet eines der bedeutenden Gesichter des DDR-Sports. Als Weltergewichtler gewann Wolke 1968 in Mexiko City Olympia-Gold, 1967 und 1971 war er Vizeeuropameister, bei den Sommerspielen 1972 in München trug er die DDR-Fahne ins Olympiastadion. »Er war sicherlich einer der weltbesten Trainer. Es gibt selten Sportler, die so erfolgreich sind und gleichzeitig so erfolgreich als Trainer arbeiten«, sagte Wegner.

Wolke trainierte Profis wie Danilo Häußler, 2001 Europameister im Supermittelgewicht, und Timo Hoffmann, Kai Kurzawa, Enad Licina sowie Artur Hein. Der strenge Wolke galt als spezieller Charakter, laut Maske verstand er es, mit wenigen Worten viel zu vermitteln. Und er hatte großen Einfluss auf seine Athleten, forderte Höchstleistungen, brachte sie an ihre Grenzen. »Im Laufe der Zeit habe ich kapiert, dass auch Manfred Wolke kein Gott ist, denn das war er mal für mich. Er ist – in Anführungszeichen – auch nur ein Mensch«, sagte Maske, den der Tod des Excoaches sehr mitgenommen hat.

Wolke trainierte auch den Schwergewichtler Axel Schulz. Den hatte er ebenfalls schon zu Amateurzeiten gecoacht und trotz einiger Widerstände mit ins Profilager genommen. »Ohne Manne wäre ich nicht der geworden, der ich bin«, sagte Schulz der dpa.

Als 1995 das Angebot kam, gegen George Foreman zu boxen, überredete Wolke Schulz zu dem Kampf. Auch wenn Schulz am Ende nach Punkten unterlag, konnte er sich auf der großen Boxbühne präsentieren: »Das war mein Durchbruch. Es war der beste Trainer, den ich je hatte.«

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