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Aus: Ausgabe vom 06.06.2024, Seite 2 / Kapital & Arbeit
Oben und unten

Rekord von Millionären

Weltweiter Reichtumsreport vorgelegt: Deutschland rangiert auf Platz drei
Von Oliver Rast
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Das ist so im Kapitalismus: Viele haben wenig, wenige haben viel (Berlin, 1.6.2024)

Was, Sie gehören nicht dazu? Dann, mit Verlaub, haben Sie etwas falsch gemacht. Denn es werden immer mehr. Millionäre. Weltweit, auch hierzulande. Das ergab der neue, jährliche »World Wealth Report«, der vom globalen Businessunternehmen Capgemini am Mittwoch in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Demnach ist das Vermögen reicher Privatpersonen, der speziellen Klientel der High-Net-Worth Individuals (HNWI), 2023 um 3,8 Billionen US-Dollar gestiegen. Das HNWI-Gesamtvermögen nahm damit um 4,7 Prozent auf 86,8 Billionen US-Dollar zu. Ferner gab es auch mehr HNWI, »planetarisch« gesehen 22,8 Millionen, ein Zuwachs um 5,1 Prozent. Ein Rekord.

Capgemini erfasst seit 1997 die Geldaristokratie. In den Report fließen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld und Immobilien ein. Berücksichtigt werden 71 Länder, die mehr als 98 Prozent des globalen Bruttonationaleinkommens und 99 Prozent der multinationalen Börsenkapitalisierung repräsentieren.

Und in Deutschland? Ähnliches Bild wie im Weltmaßstab. Reiche wurden reicher, und es kamen weitere hinzu. Deren Besitz erhöhte sich im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 6,28 Billionen US-Dollar. Der exklusive Klub der Dollarmillionäre wuchs um 34.000 (2,1 Prozent) auf 1,646 Millionen Mitglieder. Unter dem Strich rangiert die BRD auf Platz drei in der Liste der Länder mit den meisten millionschweren Dollaristen. Die Poleposition nehmen die USA ein (7,431 Millionen), gefolgt von Japan mit 3,777 Millionen.

Aber: reich ist nicht gleich reich. Den Reportmachern zufolge verfügt das oberste eine Prozent der Superreichen über mehr als ein Drittel des erfassten Vermögens. Spaltungslinien innerhalb der »Pfeffersäcke« also. Bloß, was macht Wohlhabende wohlhabender? Klar, sie pressen Produzenten den Mehrwert ab. Das gelingt besonders prima, wenn drei Faktoren erfüllt sind: robuste Konjunktur, geringe Inflation, boomende Kapitalmärkte.

Zurück zur Ausgangsfrage. Sicher, ein paar Euro zusätzlich im Portemonnaie und ein Kontostand dauerhaft im Plus wären klasse. Fraglos. Aber nein, Sie sollten sich nicht grämen, Nichtmillionär zu sein. Vielleicht haben Sie doch vieles richtig gemacht. Etwa: Sie sind kein Krisengewinnler, kein Kriegsgewinnler.

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  • Leserbrief von Holger K. aus Frankfurt (5. Juni 2024 um 21:55 Uhr)
    Nun ja, es geht eben zu wie in Brechts Gleichnis: »armer Mann trifft reicher Mann und sagt zu ihm ganz bleich, wäre ich nicht arm, wärest du nicht reich.« Auch die Bibel weist auf diesen Umstand hin. Da heißt es treffend: »denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe, wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.« (Matth. 13,12) Wie man sieht, hat sich an den Ausbeutungsverhältnissen nichts weiter geändert, alles ist immer noch wie einst und dass seit mehr als 2000 Jahre. Wie kann denn da der Kapitalismus hingehen und den Marxismus als verstaubt und überholt ansehen, wo doch dessen Ausbeutung sehr viel älter als Marxens Lehre ist. Zwar wurde im Laufe der Jahrtausende der »alte Wein in neue Schläuche gefüllt«, doch es blieb bis jetzt der Wein, jener von der sauren Sorte. Manche würden den allerdings auch ohne zu zögern, als Essig bezeichnen.
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (5. Juni 2024 um 21:54 Uhr)
    Der Rekord von Millionären ist primär auf die Inflation und die im Umlauf befindliche Geldmenge zurückzuführen. Während Ungleichheit historisch immer existiert hat, sind die heutigen Ausprägungen und die Geschwindigkeit des Wandels in vielerlei Hinsicht einzigartig. Diese Entwicklungen sind wahrscheinlich im Rahmen der aktuellen demokratischen und ökonomischen Regelungen akzeptabel, da andernfalls die Menschen Maßnahmen dagegen ergreifen würden.

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