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Aus: Ausgabe vom 06.06.2024, Seite 5 / Inland
Tag der Bauindustrie

Krise der Baukonjunktur

Verbandstag präsentiert Studie: Keine Wende in Sicht – Ampel beim Wohnungsbau Totalausfall
Von Oliver Rast
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Die hiesige Baupolitik bleibt eines: Eine Baustelle, nicht nur vor dem Parlamentsgebäude in der Hauptstadt

Anlässe zu tagen gibt es viele. Am Mittwoch ging der »Tag der Bauindustrie« in Berlin über die Bühne. Veranstaltet vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), der hiesigen Spitzenorganisation der Branche. Eigens für den »Festtag« präsentierte der HDB das Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Studie des kapitalnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bauwirtschaft.

Fakt ist, schwächelt der Bausektor, sinkt die Bruttowertschöpfung in der Republik. Umgekehrt: »Eine Steigerung der Bauinvestitionen um zehn Prozent erhöht das Bruttoinlandsprodukt um ein Prozent«, rechnet IW-Studienautor Michael Voigtländer vor.

Dafür müsste der Betonmischer aber kräftig angetrieben werden, etwa im öffentlichen Infrastruktur- oder im Wohnungsbau. Beispiel: Um jährlich 355.000 neue Wohnungen schlüsselfertig zu übergeben, »müssten die Investitionen um gut 20 Milliarden Euro pro Jahr steigen«, schätzt Voigtländer. Nur, von Ende 2020 bis Ende 2023 ist die Wertschöpfung des Baugewerbes um real 15 Prozent gesunken. Warum? Steigende Zinsen, Kriegssituation, hohe Baukosten, stagnierende Arbeitsproduktivität, fehlender technischer Fortschritt. Alles Faktoren für den »starken Bremseffekt in der Branche«, weiß der IW-Autor.

Ein weiteres Problem: Der Bausektor sei komplett durchreguliert, wurde HDB-Präsident Peter Hübner am Dienstag in einer Mitteilung zitiert. Und: »Die Trennung von Planung und Bau sowie eine strikte, kleinteilige Auftragsvergabe gibt es in keiner anderen Branche, nur am Bau.« Jan-Marco Luczak (CDU) pflichtet bei. Bauen sei in Deutschland schlicht zu teuer, sagte der baupolitische Sprecher seiner Union-Bundestagsfraktion jüngst zu jW. Das Bauordnungsrecht müsse radikal entschlackt sowie Genehmigungsprozesse digitalisiert und beschleunigt werden. Bei bestimmten Baustandards wie beispielsweise dem Trittschall »muss es nicht immer der Goldstandard mit dem Sahnehäubchen sein«.

Ende Mai hatte das Statistische Bundesamt die Fertigstellungszahlen im Wohnungsbau für das Jahr 2023 veröffentlicht. 294.400 Neubauwohnungen, etwa 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Das bedeutet, die Ampelkoalition verfehlt ihr Ziel, pro Jahr 400.000 Wohneinheiten zu bauen.

Wie sieht die Prognose aus? Mies. Hübner: »Wir befinden uns im vierten Jahr der baukonjunkturellen Schwäche.« Eine Wende werde es auch in diesem Jahr nicht geben. Dies zeigt sich drastisch im Wohnungsneubau. In dieser Sparte werden die Umsätze real um zwölf Prozent zurückgehen. Einziger Wachstumsbereich bleibt der Wirtschaftsbau mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent, auch wegen Großaufträgen der Deutschen Bahn, der Stromnetzbetreiber und des kommunalen ÖPNV.

Also, das Bundeskabinett sei beim Bau von Wohnraum ein Totalausfall, betonte Luczak. Ressortkollegin Caren Lay von Die Linke im Bundestag sieht das ähnlich. Deshalb müssten allein für ein öffentliches Wohnungsbauprogramm jährlich 20 Milliarden Euro her, so Lay kürzlich gegenüber jW. Für den Aufbau eines gemeinnützigen Wohnungssektors. Besser noch, weil überfällig: »Wir brauchen ein im Grundgesetz verankertes Sondervermögen für bezahlbares Wohnen.«

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