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Aus: Ausgabe vom 06.06.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Ein volles Leben

Zu jW vom 24.5.: »Der Proleten Lehrer«

»Wetteifre nur im Glück – und Eintracht schaffen!« Auszug aus seinem Gedicht für den Frieden. Hermann Duncker und seine Käte haben insgesamt wohl ein erfülltes Leben gelebt. Aber beide haben auch viele Rückschläge und Niederlagen verkraften müssen. Besonders schockierend war die Nachricht, dass ihr Sohn, Wolfgang Duncker (1909–1942), in der UdSSR verhaftet und zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt worden war. Über die Verfolgung ihres Sohnes Wolfgang wie auch über die seines alten Freundes Nikolai Bucharin waren die Mitgründer des Spartakusbundes und der KPD am 30. Dezember 1918 völlig verzweifelt. Sohn Karl Duncker, Dozent an einer US-Universität, beging 1940 Selbstmord. Den Tod beider Söhne haben die Dunckers nur schwer verkraften können, wie Jürgen Kuczynski in seinen Erinnerungen schreibt. Hermann Duncker war ein begnadeter marxistischer Wissenschaftler, der besonders den Proleten den Marxismus-Leninismus mit seiner glänzenden Rhetorik beibrachte. Von ihm stammt auch folgendes Zitat: »Ich habe das Kommunistische Manifest mindestens 100mal gelesen und immer wieder was Neues entdeckt.« Bis zu seinem Lebensende 1960 war Professor Hermann Duncker, obwohl fast erblindet, ein vielgefragter Redner, und noch heute tragen Straßen im Osten Deutschlands seinen Namen, schmücken Denkmäler das Stadtbild!

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Entscheidender Wendepunkt?

Zu jW vom 3.6.: »Der Traum ist aus«

In Südafrika wurde keine sozialistische Revolution durchgeführt, auch nicht halbwegs, der Staat kann auch nicht in den »Schoß des Kapitalismus zurückkehren« – es hat ihn nie verlassen. Was bei den Codesa-Verhandlungen (Convention for a Democratic South Africa 1991/92) herauskam, war ein »historischer Kompromiss« zwischen der Befreiungsbewegung und dem herrschenden Kapital (»the powers that be«), vertreten durch sein Personal. Das rassistische System der gesetzlichen Apartheid, laut UN-Konvention ein Verbrechen gegen die Menschheit, wurde abgeschafft. Die kapitalistische Wirtschaftsordnung samt ihren Besitzverhältnissen blieb jedoch erhalten. Die Abschaffung der Apartheid beinhaltete u. a. den entscheidenden Punkt: allgemeine freie Wahlen nach dem Prinzip »eine Person – eine Stimme«. Diese fanden 1994 statt. Alles andere besorgte dann das demokratisch gewählte Parlament – insbesondere die Erarbeitung und Verabschiedung einer demokratischen Verfassung. Die Wahlen 2024 werden gern als »Watershed elections«, also eine Art Wendepunkt dargestellt. Das trifft bestimmt auf den ANC zu, der seit 30 Jahren seine absolute Mehrheit verloren hat. Ob es aber ein entscheidender Wendepunkt fürs ganze Land allgemein wird, bleibt abzuwarten. Wichtig finde ich: Die bisherige ANC-Regierung hat Südafrika fest eingebunden in die Politik des globalen Südens, d. h. sie fährt eine von den ehemaligen Kolonialmächten unabhängige und nichtpaktgebundene Außenpolitik. Diesen Kurs klar und beständig weiterzufahren wird bei einer »großen Koalition« zwischen ANC und DA schwierig, denke ich. Die Geschäftswelt, westliche Investoren samt deren Regierungen – kurz: der sogenannte Markt –, macht bereits Druck, damit eine solche »wirtschaftsfreundliche« Koalition zustande kommt. Unterm Strich: Der Weg zum Sozialismus in Südafrika ist heute noch genauso weit, wie er gestern war. Und die Klassenkämpfe werden in Zukunft härter, nicht leichter.

Detlev Reichel, Tshwane (Südafrika)

Flucht nach Osten

Zu jW vom 11./12.5.: »Beginn eines Mythos«

Wenn um die Luftbrücke aktuell wieder ein riesiger Rummel veranstaltet wird, so ist das demagogisch. Nach aktuellem Sprachgebrauch sind das Fake News. Letztlich ist die Luftbrücke zwar ein Beleg für eine große militärisch-logistische Operation, doch in der Substanz ist es die Feier für die Teilung Deutschlands durch die USA, ihren damaligen Verbündeten, sekundiert durch Konrad Adenauer als Repräsentant der CDU und Kurt Schuhmacher als Repräsentant der SPD. Nicht die Mauer 1961 hat Deutschland geteilt, sondern die westliche Währungsseparation 1948.

Was war geschehen? Die USA hatten seit langem die Einführung einer separaten Währung in ihrer deutschen Machtzone geplant und vorbereitet. Die D-Mark wurde bereits lange vor 1948 in den USA hergestellt. So wie der Euro das westliche Europa einen sollte, so sollte die D-Mark Deutschland in Machtbereiche spalten. Sie sollte die drei Westzonen in den Machtbereich der USA bringen und dort verankern. Im Kapitalismus ist Geld ein mächtiges Herrschaftswerkzeug, jenseits der großen Phrasen von Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Das erklärte Ziel der Sowjetunion 1948 war es, dass Deutschland geeint bleibt. So, wie die Alliierten es miteinander vereinbart hatten. Es gab eine Vielzahl politisch-taktischer Aktionen von beiden Seiten in diesem Prozess. Davon wird einiges im Artikel beschrieben und noch mehr selektiv öffentlich propagiert. Der Kernpunkt war aber die Forderung der Sowjetunion nach der Einheit Deutschlands. Die Sowjetunion setzte als Druckmittel gegen die Spaltungsbemühungen der USA die Lage von Westberlin ein. Sie riegelte Westberlin ab. Angesichts der größeren Ressourcen der USA hat die Sowjetunion diesen Kampf verloren. Unverkennbar ist übrigens aktuell die analoge »Vertragstreue« der USA bei der Osterweiterung der NATO. Mich berührt dieses Thema besonders, weil es mich nach heutigem Jargon vom »Wessi« zum »Ossi« machte. Wir wohnten damals im britischen Sektor von Berlin, im Bezirk Tiergarten. Mein Vater widersetzte sich der Einführung der D-Mark. Deshalb sollte er auf Geheiß des britischen Stadtkommandanten von den deutschen Behörden inhaftiert werden. Stunden davor konnten wir in den Ostsektor flüchten.

Hans Rentmeister, Königs Wusterhausen

Der Weg zum Sozialismus in Südafrika ist heute noch genauso weit, wie er gestern war. Und die Klassenkämpfe werden in Zukunft härter, nicht leichter.

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