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Aus: Ausgabe vom 06.06.2024, Seite 16 / Sport
Sportpolitik

Wen stört’s?

Der Sportausschuss hat nichts gegen Wettunternehmen und auch Rüstungskonzerne sind heute herzlich willkommen. Ein Kommentar
Von Andreas Müller
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Stirbt die Vernunft, ist auch alles erlaubt

Der Sportausschuss des Bundestages hat während einer öffentlichen Sitzung im Mai mehrheitlich ein Verbot von Sportsponsoring durch Wett- und Glücksspielunternehmen abgelehnt – mit dem Hinweis auf die finanzielle Bedeutung dieser Einnahmen für den Spitzen- und Breitensport. Es sei für den Sportbetrieb verheerend, wenn dieses Geld fehlte. Womit das Gremium für jedermann sichtbar erstens die inzwischen entstandenen Abhängigkeiten eingestanden und zweitens sämtliche moralischen Bedenken gegen diese von Experten als »größte Seuche« bezeichnete Branche beiseitegeschoben hat.

Wie in der Politik üblich, wurde das Einknicken unter einem moralischen Mäntelchen verborgen. So pflegte der Sportausschuss mit einigen Floskeln die mehr als trügerische Hoffnung, vor allem die großen Sportwettenanbieter könnten zu einem »verantwortungsvollen Sponsoring« bewegt werden. Wahrscheinlich domestizieren dieselben Sportpolitiker in ihrer Freizeit regelmäßig Raubtiere. Einer aktuellen Studie der Universität Leipzig zufolge ist das Ausmaß des unkontrollierten Glücksspiels in der Bundesrepublik und der Anteil des »Schwarzmarktes« erschreckend. Bei fast der Hälfte aller Zockereien im Onlineglücksspiel sind unlizenzierte Betreiber beteiligt. Wen stört’s, was soll’s?

Als »Wiesenhof« 2012 beim Fußballbundesligist Werder Bremen als Hauptsponsor einstieg, gab es einen großen Aufschrei wegen inakzeptabler Massentierhaltung. Als Bayern München im vorigen Sommer einen auf fünf Jahre angelegten Werbedeal mit einem autoritär regierten Staat wie Ruanda abschloss, gab es zumindest ein paar laue Kritiken – zwei Monate zuvor wurde wegen anhaltender Fanproteste ein Sponsoring durch Katar nicht verlängert. Nach der jüngsten Nachricht, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall bei Borussia Dortmund andockt, protestierten zwar Fans sogar beim Champions-League-Finale am Samstag. Ein allgemeiner Sturm der Entrüstung indes sieht anders aus – die Proteste werden wohl ungehört verhallen. Rheinmetall ist nun auch beim Eishockeyklub Düsseldorfer EG eingestiegen.

Inzwischen scheint alles erlaubt, wird alles geschluckt, darf vornehmlich der kommerzielle Sport jeden Euro nehmen, ganz egal, woher er stammt. Frei nach Bertolt Brecht: Erst das Fressen, dann die Moral …

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